ECHO online 26.03.2010

Forderung: Missbrauch an Kindern soll nicht mehr verjähren – Vorsitzender spricht von ,,Mord an Kinderseelen

Maßnahmen gegen sexuellen Missbrauch fordert der Landesvorsitzende des Weissen Ringes, Horst Cerny, hier bei einer Pressekonferenz vor drei Wochen in der Odenwaldschule. Foto: Hans Dieter Erlenbach
In einer Veranstaltung mit Ministerpräsident Roland Koch stellte der Landesvorsitzende der Opferschutzorganisation ,,Weisser Ring“, Horst Cerny, einen Maßnahmenkatalog gegen den sexuellen Missbrauch von Kindern vor. Er betonte, zwar werde derzeit viel von Missbrauch an Institutionen geredet, rund achtzig Prozent der Fälle würden sich aber in der Familie oder im familiären Umfeld abspielen.

Das wahre Ausmaß von sexuellem Missbrauch in verschiedenen Einrichtungen werde sich wohl erst in den kommenden Monaten zeigen. Bisher sei nur die Spitze des Eisbergs bekannt. Alle gesellschaftlich relevanten Institutionen seien jetzt aufgefordert, die Aufdeckung der Wahrheit zu forcieren, aber auch konkrete Maßnahmen umzusetzen, um sexuellen Missbrauch zu bekämpfen und zu verhindern.

So fordert der Weisse Ring eine besser Bewerberanalyse bei der Personalauswahl, vor allem wenn sich jemand auf eine Stelle bewirbt, auf der er mit Kindern und Jugendlichen umgeht.

Durch Schulungs- und Strukturmaßnahmen soll eine täterfeindliche Atmosphäre geschaffen werden.Sollte die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf sexuellen Missbrauch gegen jemanden ermitteln, müsse dies umgehend an den Arbeitgeber gemeldet werden.

Das sei umso wichtiger, als viele Verfahren aus Beweisnot eingestellt würden. Der Arbeitgeber müsse aber die Möglichkeit haben, einen Beschuldigten so einzusetzen, dass er nicht mehr mit Kindern in Berührung komme.

Bei Kindern, die Opfer sexuellen Missbrauchs seien und sich offenbarten, müsse unbedingt das Jugendamt eingeschaltet werden. Unabhängige Ombudspersonen außerhalb von Einrichtungen sollten als Ansprechpartner für Betroffene zur Verfügung stehen.

Institutionen, die vorgeschriebene Maßnahmen gegen Kindesmissbrauch nicht umsetzen, sollten sanktioniert werden.

Durch ein besonderes Kursangebot sollten Eltern gestärkt werden, ihre Kinder besser zu schützen.

In Ausbildungsordnungen für Kinderärzte, Lehrer, Erzieher, Sozialarbeiter und Sozialpädagogen müsse sexueller Missbrauch als Pflichtlehrstoff aufgenommen werden.

Der Schutz von Kindern vor sexuellem Missbrauch müsse als bindende Verpflichtung des Staates in das hessische Schulgesetz aufgenommen werden. Weiter fordert der Weisse Ring, die Verantwortungsgemeinschaft von Jugendämtern und Familiengerichten zu stärken.

Im Mittelpunkt steht jedoch die Forderung, die strafrechtliche Verfolgungsverjährung komplett aufzuheben und die zivilrechtlichen Verjährungsfristen auf 30 Jahre zu verlängern.

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