Saarbrücker Zeitung 23.08.2010
Der Trierer Bischof Stephan Ackermann hat mit sofortiger Wirkung die Beurlaubung eines Pfarrers aus Neunkirchen aufgehoben. Der Pfarrer hatte sich im Zusammenhang mit den Missbrauchsfällen in den 80er Jahren am Homburger Johanneum selbst angezeigt. Die Ermittlungen wurden wegen Verjährung eingestellt.
Neunkirchen/Trier. Der Trierer Bischof Stephan Ackermann hat mit sofortiger Wirkung die Beurlaubung eines Pfarrers aus Neunkirchen aufgehoben. Dieser bleibt damit Pfarrer in der Gemeinde. Der Bischof hatte den Geistlichen im April beurlaubt, nachdem gegen diesen Vorwürfe erhoben wurden, er habe eine sexuelle Beziehung mit einem Schutzbefohlenen gehabt (wir berichteten).
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(von Fabian)
Nicht nur das, vor Monaten schon gingen etliche Betroffene und Zeugen an die Öffentlichkeit und die Presse, auch hier wurde bereits kommentiert. Es fand ein Gespräch mit Vertretern des Bistums Speyer und Betroffenen statt. Zwischenzeitlich wurden 3 der Täter und ein mitverantwortlicher Pater suspendiert, betreffender jedoch kürzlich vom Bistum Trier wieder ins Amt zurückbeordert. Der Orden der Hiltruper Missionare schweigt wider besseren Wissens weiterhin und leugnet jede Verantwortung. Bis jetzt wurden von Seiten der Kirche keine öffentlichen Konsequenzen gezogen.
Die Betroffenen kämpfen seit 8 Monaten um die Wahrheit. Nur ein Auszug der zahlreichen Artikel:
http://www.saarbruecker-zeitung.de
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Herr Ackermann sprach doch davon, dass solche Vorfälle nicht wie früher nur als moralisches Problem betrachtet werden sollten, der Täter Besserung gelobt und das ist dann für die Kirche erledigt?
Wie ist dieses Urteil denn sonst aufzufassen?
Auch die Elternschaft am Johanneum Homburg, wo die meisten Übergriffe im Internat in den 1980ern stattfanden, drängen auf Aufklärung. Zeugen und Betroffene belegen, dass die Vorfälle schon damals bekannt waren, aber vertuscht wurden. Eben dieser Herr, der von Ackermann wieder eingesetzt wurde, war ebenfalls Betreuer im Internat.
Mittlerweile ist Herr Linnenbrink nicht mehr Geschäftsführer der Schul-GmbH, dafür Herr Gahlen, damals Schulleiter, später Superior und nunmehr Provinzial der Herz-Jesu-Missionare Hiltrup und Herr Basler, Rechtsanwalt des Ordens und ehemaliger Schüler.
Das Bistum Speyer ist umfassend informiert, offenbar scheint es jedoch Probleme mit der Zuständigkeit und Weisungsbefugnis zu geben. Bis jetzt ist keine öffentliche Reaktion erfolgt.
Bis jetzt leugnet der Orden das Wissen um die Vorgänge und unternimmt keine Ernst zu nehmenden Schritte der Aufklärung bzw. der Wiedergutmachung.
http://www.johanneum-homburg.de/uploads/media/2010_06_Offener_Brief_an_Orden.pdf
http://www.johanneum-homburg.de/uploads/media/2010_06-Offener__Brief_an_Stiftungsrat.pdf
http://www.saarbruecker-zeitung.de/aufmacher/lokalnews/Missbrauchsskandal-Internat-Johanneum-Homburg-katholische-Kirche-Pabst-Saarland;art27857,3263442
http://www.saarbruecker-zeitung.de/sz-berichte/homburg/Ex-Schulleitung-in-der-KritikEltern-solidarisieren-sich-mit-aktueller-Schulleitung;art2802,3247595
Man darf gespannt sein, ob und wie die Diskussion, wieder einmal über die Köpfe der Betroffenen hinweg, geführt wird, noch dazu mit den „Experten“
http://www.sr-online.de/sr2/1956/1085962.html
Podiumsdiskussion
Missbrauch in Schule und Gesellschaft
Am 15. September findet im Homburger Johanneum eine Podiumsdiskussion zum Thema „Missbrauch in Schule und Gesellschaft“ statt. Auf dem Podium ist auch Bischof Stephan Ackermann, der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz.
Früher einmal ein Tabu, ist das Thema sexueller Missbrauch kaum noch aus den Medien wegzudenken – vor allem, seit Fälle aus dem Kirchenumfeld bekannt geworden sind.
Fünf Experten auf dem Podium
Am 15. September laden SR 2 KulturRadio und das Gymnasium Johanneum zu einer öffentlichen Podiumsdiskussion ein. Etwa anderthalb Stunden lang werden fünf Experten sich zum Thema „Missbrauch in Schule und Gesellschaft“ äußern:
* Bischof Dr. Stephan Ackermann, Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche
* Pater Werner Gahlen, Provinzial der Hiltruper Missionare und früherer langjähriger Schulleiter des Johanneums
* Helmut Jakob, stellvertretender Vorsitzender des Schulvereins Johanneum
* Kirsten Glaser, Fachreferentin des Bundes der katholischen Jugend (BDKI) im Bistum Speyer
* Christoph Fleck, Diplompsychologe
Die Moderation übernimmt SR-Redakteurin und Leiterin der Programmgruppe Kirche, Religion, Gesellschaft, Barbara Lessel-Waschbüsch.
Die Presse in Münster wacht auf.
http://www.muensterschezeitung.de/lokales/muenster/Missbrauch-Langes-Warten-auf-klare-Worte;art993,1009458
Podiumsdiskussion „Missbrauch“ abgesagt
http://www.sr-online.de/sr2/1956/1112320.html
„Ackermann hat seine Absage damit begründet, dass er aus zahlreichen Einträgen in Internet-Plattformen und Informationen aus dem Bistum Speyer den Eindruck gewonnen habe, die Veranstaltung werde sich zu stark auf die konkreten Vorfälle im Internat Johanneum konzentrieren. Er glaube daher nicht, dass es möglich sei, wie ursprünglich geplant, eine Diskussion über „Missbrauch in Schule und Gesellschaft“ zu führen. Aufgrund der inhaltlichen Zuspitzung, die bei der Veranstaltung in Homburg nach seiner Einschätzung zu erwarten sei, habe er sich zu der Absage entschieden.“
Der Orden der Hiltruper Missionare liefert die nahezu gleiche Stellungnahme ab wie bereits im April beim Saarländischen Rundfunk. Er beruft sich auf die Erkenntnisse des von ihm bestellten neutralen Ermittlers. Das eigene Wissen um die Vorfälle ist darin nicht enthalten, ebenso wenig wird zu dem Stellung bezogen, was bereits in der Presse veröffentlicht wurde.
Dem Bistum Speyer liegen Erkenntnisse und Aussagen vor, die weit über den Bericht des Ordens hinaus gehen.
http://www.saarbruecker-zeitung.de/aufmacher/sz-redaktion/saarland-aktuell/Orden-Johanneum-Internat-Hiltruper-Missionare-Missbrauch-Priester-Pater-Werner-Gahlen-Franz-Josef-Feltes-Ermittler;art26716,3414189
Zitat Pater Gahlen: „Also ich weiß davon gar nichts und ich bin Tag und Nacht hier gewesen.“ (http://www.sr-online.de/nachrichten/1668/1046234.html)
Uns Schülern in den 80er-Jahren war das durchaus bekannt. So viel Scheinheiligkeit hätte ich von Gahlen nicht erwartet.
Das erweiterte polizeiliche Führungszeugnis soll laut Herrn Bischof Ackermann nun eine Präventionsmaßnahme sein, so war zu lesen. Und darin steht dann alles Mögliche:
* Verletzung der Fürsorge- und Erziehungspflicht
* Ausbeutung von Prostituierten
* Zuhälterei
* Misshandlung von Schutzbefohlenen
* Menschenhandel
* Kinderhandel
* Verurteilungen wegen exhibitionistischer Handlungen
* wegen Besitzes und Verbreitung von Kinderpornografie
* eingestellte Verfahren
* Verfahren, die mit einem Freispruch endeten
* Erstverurteilungen unter 90 Tagessätzen Geldstrafe
* Erstverurteilungen unter 3 Monaten Freiheitsstrafe
Wenn denn so etwas drinsteht, kann beispielsweise ein Pädagoge damit rechnen, dass seine Bewerbung normalerweise abgelehnt wird oder er gar seinen Arbeitsplatz verliert. Ebenso wird ja eine Bewerbung durchaus nicht nur in kirchlichen Institutionen abgelehnt, wenn der Bewerber/ die Bewerberin nicht Mitglied der Kirche ist. Und da sei mal die Frage an Herrn Ackermann erlaubt, wie er diesen Quantensprung der Logik und Moralethik nicht nur in diesem Fall glaubwürdig zu vermitteln gedenkt.