Alles, was ich schreibe, schreibe ich aus einer gewissen Reflektion heraus. Dinge und Sichtweisen verändern sich. Heute sehe ich Dinge anders als noch vor 4 Jahren. Das ist das Ergebnis jahrelanger Therapie, wobei ich mich zu den Glücklichen zählen darf, diesbezüglich immer an der richtigen Adresse gewesen zu sein. Jede/r Therapeut/ in (bis auf eine Ausnahme) in den letzten vier Jahren haben mir geholfen, da zu sein, wo ich jetzt bin. Eine tiefe Dankbarkeit empfinde ich diesen Menschen gegenüber. Aber die Ausnahme, das ist die Person, die ich mit dafür verantwortlich mache, dass ich nicht zur Ruhe kommen kann. Diese „Ausnahme“ und ihre Arbeit gefährden meine Familie, mich, unsere gemeinsame Zukunft. Diese „Ausnahme“ hat mir großen Schaden zugefügt. Ich bin aufgrund ihrer Arbeit mein restliches Leben über gebrandmarkt.
In ihren Augen bin ich „Täterin“.

Manchmal weiß ich nicht mehr wohin mit meinen Schmerzen. Ich frage mich, warum ich nicht endlich „leben“ darf, warum ich bestraft werde. Manchmal sage ich mir: „Ich habe doch gar nichts gemacht! Ich bin missbraucht und misshandelt worden. Dies passierte nicht nur in einer Einrichtung, sondern auch in meiner Familie. Die ersten 10 Jahre meiner Kindheit. Ich habe die letzten 4 Jahren an mir gearbeitet, aber sie, und das ist in meinem Fall das Jugendamt / Familienpflegerin, wollen mir keine Ruhe geben.

Manchmal frage ich mich auch, wie wohl meine heutige Situation aussehen würde, hätte ich ein behütetes Elternhaus gehabt, ein Elternhaus ohne Missbrauch und Misshandlungen.
Manchmal, nach guten Gesprächen oder in Zeiten wo es einfach gut läuft, dann kann ich auch sagen, dass wohl alles im Leben seinen Sinn hat, wir ständig geprüft werden, und dies jetzt schon wieder eine Prüfung ist. Dann sage ich zu mir, dass ich bisher alles überlebt habe und werde mich auch jetzt nicht unterkriegen lassen. Ich will auch diese Prüfung bestehen.

Zur Biographie:
Ich bin 47 Jahre alt, seit 24 Jahren mit ein und demselben Mann
verheiratet. Wir haben drei Kinder. Unser Sohn ist 21 Jahre alt, geht zur Zeit zur Bundeswehr und wird im Anschluss Jura studieren. Unsere Mittlere ist gerade 18 geworden und macht ein Ausbildung zur Hotelfachfrau.
Unser Nesthäckchen, ein Mädchen  ist 10 Jahre alt. Eine Familie zu haben, war mein Lebenswunsch. Meine Vorstellungen und Ziele: Meine Kinder werden es besser haben als ich. Sie werden mit Liebe erzogen, sind erwünscht und liebenswert. Ich werde mich stets für sie einsetzen, immer für sie da sein.
Das sind gute und wünschenswerte Ziele, wenn da nicht die Schatten der Vergangenheit wären, die mich und meine Gesundheit nachhaltig beeinflussen würden. Schatten, die ich nicht als Schatten sah. Ich konnte bis vor 4 Jahren keinen Zusammenhang zwischen meiner Vergangenheit und den Auswirkungen auf die Gegenwart herstellen.
Heute weiß ich zwar Bescheid und kann mehr oder weniger damit umgehen. Ich haeb Techniken des „Überlebens“ erlernt. Ich habe teils die Krankheiten in meinem Leben integriert, aber etwas bleibt immer hängen. Es ist der Schmerz. Es ist die Tatsache, dass die Seele nichts vergisst und der Körper auch nicht. Sie verzeihen nicht das „Geschehene“.
Es ist unauslöschbar! Der Verstand klärt und erklärt vieles, aber die Seele meldet sich immer wieder. Verstand und Seele sind im ewigen Kampf.
Wie gerne würde ich mich annehmen, so wie ich bin. Wie bin ich denn? Wie wäre es, ohne diese inneren Verletzungen zu leben? Wie wäre es, wenn ich nicht immer in mich schauen müsste, um zu spüren und zu reflektieren, wo mal wieder was herkommt und wo es eigentlich hingehört, damit ich nicht im Leben „abschmiere“? Rückfällig werde in meine alte Sucht?
Warum bekomme ich meine psychosomatischen Beschwerden nicht in den Griff ? Ich weiß doch, wo sie herkommen. Warum verschwinden meine Herzrhythmusstörungen nicht, die Gefahr ist doch vorbei, und ich bin nicht mehr das kleine Mädchen, dass sich nicht wehren kann?
Jahrelange Therapie: Ergebnis; Weg geht nichts. Es wird nur anders! Bewusster!
Manchmal bzw gerade im letzten Jahr aufgrund der aktuellen Problematik, stelle ich immer wieder fest: „ Der Täter ist auf freien Fuß, aber ich habe lebenslänglich“. Der Täter hat seine Strafe verbüsst und ein Recht auf Reintegration in die Gesellschaft.
Und ich ?
Habe ich nicht ein Recht auf Gesundheit?

Meine Biographie bis 1988
…In den ersten 10 Jahren meines Lebens wuchs ich in über 20 verschiedenen Einrichtungen bzw bei verschiedenen Familienangehörigen auf. Meine Mutter war alkoholkrank und starb an den Folgen 1981… Seit 1974 hatte ich schon keinen Kontakt mehr zu ihr. An vier Heimen kann ich mich noch recht gut erinnern. Besonders gut aber an diverse Bestrafungsritualien.
Zwischen 1970 und 1974 wurde ich durch meinen Stiefvater immer wieder sexuell missbraucht… Ich hatte kein eigenes Zimmer. Unser Haus war sehr klein. Ich schlief bei meinen Eltern im Bett. Nachts rückte er zu mir, spielte an mir rum, steckte mir seinen Penis in den Mund… ich werde den Geschmack und den Geruch nicht los! Das kann keine Therapie weg machen!
Er schlug mir mit der Faust ins Gesicht wenn ich nicht parierte. ….

…Folgen des Missbrauchs und Gewalterfahrungen???
Oder, warum nimmt es kein Ende???…
Oder, Lebensprüfung?

Bewusst fing alles im Jahre 2006 an. Bis dahin habe ich nichts gespürt, nichts gemerkt, über nichts nachgedacht. Körperlich wie seelisch war ich „tot“. Nur eine Hülle. Ich habe immer Erinnerungen an meine Kindheit gehabt und an einzelne Gewalt und Missbrauchstaten, welche mein Stiefvater, meine Mutter und diverse Erzieher/ innen in Kinderheimen an mir begangen haben. Ich hatte schon immer ein gutes Gedächtnis, aber ich habe nichts gefühlt und empfunden. Stattdessen hat sich meine Seele den Weg in die Sucht gewählt. Zwischen den Jahren 1988 und 2006 entwickelte ich eine Alkoholabhängigkeit, sowie eine Essstörung (Magersucht). Ich habe nie exessiv getrunken, war Spiegeltrinkerin. Abends, wenn die Kinder im Bett waren. Ich  habe meinen Alltag immer noch irgendwie bis zum Schluss bewältigt. Während der Schwangerschaften und Stillzeiten war ich stets trocken und auch meine Essstörung rückte in den Hintergrund. Ich war immer für meine Kinder da. Ich habe sie unterstützt, gefördert, mich für ihre Hobbys und andere Belange eingesetzt. Ich war präsent, obwohl ich „nicht da“ war. Ich hatte zeitweise Tagespflegekinder, leitete mehrere Kinderturngruppen, war aktiv in Elternräten von Schule und Kindergarten. Selber betrieb ich massiven Leistungssport  im Ausdauerbereich. Ich war immer auf den Beinen, immer aktiv, gönnte mir nie Ruhe oder Auszeit.
Mein Mann war schon immer beruflich sehr eingespannt, so dass ich eigentlich alleinerziehend war /auch heute noch bin.

2006 kam die Wende. Ich spürte, dass ich so  nicht mehr weiter machen konnte. Mein Körper entwickelte Entzugssymptome. Mir wurde die Abhängigkeit bewusst. Ich spürte, dass ich vom Alkohol nicht mehr alleine los kam. Ständig brauchte ich einen gewissen Pegel, um überhaupt noch zu funktionieren. Meine Leistungskraft ließ nach und ich war immer weniger präsent. Meine Stimmungen veränderten sich rapide. Gerade war ich noch ruhig und im nächsten Augenblick wurde ich aggressiv und brüllte nur noch rum. Irgendwie kam aus meinem inneren ein Signal. Erste Erinnerungen kamen hoch. Meine Mutter! Ich wollte doch nie so sein wie sie. Ich fing an, mich in ihre Richtung zu entwickeln. Das wollte ich nicht. Ich spürte, dass die Kinder Probleme mit meinen Wesensveränderungen bekamen. Ich musste einen Schlussstrich ziehen. Wir waren gerade in unser neues Haus gezogen und mein Mann würde krank. Burn- out, schwere Depression. Ich hatte Angst um ihn. Für sieben Wochen ging er in eine Reha. Danach ging es ihm besser.
Mit Unterstützung meines Mannes brachte ich es fertig eine Entgiftung mit anschließender Entwöhnung über 18 Wochen zu machen. Irgendwie fing es da an. Im Laufe der Therapie fing ich an mich zu spüren und zu fühlen. Aber noch immer war ich „zu“. Es brauchte sehr lange, bis ich meiner Therapeutin vertraute, bis ich an mir arbeiten konnte, mich mit meiner Biographie auseinandersetzen konnte. Immer wieder lief ich in irgendeiner Form weg. Bei Konfrontationen dissoziierte ich, weil ich mit den unbekannten Gefühlen wohl nicht umgehen konnte. Ich wollte und konnte Niemanden vertrauen. Ich ertrug keine Nähe. Dies änderte sich im Verlauf der ersten Reha aber.  Am Ende der Therapie sagte meine Therapeutin zu mir, dass ich einen Anfang gemacht hätte. Ich war entsetzt. Ich empfand die Therapie als sehr hart, und das sollte erst der Anfang sein?
Sie sollte Recht behalten. Als ich nach Hause kam, spürte ich, dass ich nicht mehr der Mensch war, der ich vorher war. Zudem fiel die „Käseglocke“, der Schutz der Klinik weg. Ich war in vielen Dingen so hochgradig verletzlich und sensibel, und ich war geschwächt. Der normale Alltag, jetzt ohne die betäubende Wirkung des Suchtmittels, war extrem schwierig.
Alles, was ich bis dahin an Gefühlen verdrängt hatte war nun da. Eine einzige große, klaffende Wunde und keine Aussicht auf Betäubung, wollte ich doch gesund werden und nicht wie meine Mutter an den Folgen des Alkohols sterben. Ab hier sollte sich meine Magersucht manifestieren. Sie gab mir den nötigen Halt, den ich jetzt brauchte. So hatte ich noch eine gewisse Kontrolle über mich. Ich suchte und fand sofort einen ambulanten  Therapieplatz. Ich bin dankbar für diesen guten Therapeuten in den letzten Jahren. Ich weiß heute, dass ich die Abstinenz ohne ambulante Therapie und ambulanter Nachsorge nicht hätte halten können. Wenn ich in einem Tief war (Und auch heute noch) so war er stets erreichbar. Ich hatte in ihn etwas zuverlässiges. Ich wusste stets, wenn es mal Dicke kommt. Eine E-Mail und er war da.

Meine Familie hatte und hat auch heute  noch Probleme damit, dass ich mich verändert habe, dass ich nicht mehr so bin wie ich war. Unser Familiensystem geriet in Schieflage, denn was bis dahin funktioniert hatte, lief nicht mehr. Ich war nicht mehr nur Mutter und Hausfrau. Ich wollte auch für mich da sein. Immer wieder, teils bis heute, kämpfte ich gegen alte Muster an, kämpfte ich um Akzeptanz. Ich wollte selbstbewusster sein, aber gerade hierin lag und liegt auch heute noch ein Defizit. In den letzten Jahren kam es dann  auch zu massiven Problemen in der Paarbeziehung. Ich wollte nicht mehr immer allein sein. Ich wollte, dass mein Mann auch anfing Verantwortung zu übernehmen. Gerade dann, wenn er zuhause war. Ich wollte Entlastung. Und ich wollte „Abgrenzung“.
Während meiner „nassen“ Zeit ertrug ich Sex einfach so. Ich hatte nie Gefallen daran, aber er gehört ja dazu, so dachte ich. Nach der Entwöhnung ertrug ich ihn nicht mehr. Ich wollte keinen Sex mehr und auch dies führte mit zu Spannungen in der Beziehung. Mein Mann fühlte sich abgewiesen. Er kann bis heute nicht verstehen, warum ich so bin, obwohl er Kenntnis hat und obwohl er auch bei dem ein oder anderen Paargespräch dabei war, wo es gerade um dieses Thema ging. Immer noch fühlt er sich ständig persönlich gekränkt. Ich weiß nicht, wie oft ich ihn schon gebeten habe, sich mal mit dem Thema auseinander zusetzen. Leider reagiert er manchmal sehr verletzend. Dann heißt es, dass ich mal aufhören solle in der Vergangenheit rumzuwühlen, ich mal mit dem Missbrauch abschließen müsse. Er hat recht, dass ich abschließen muss. Irgendwo habe ich es auch, aber er versteht einfach nicht, und das ist auch etwas, was mir sehr schwer fällt, das mein Körper nicht vergessen will. Ich kann nichts dafür, dass es so ist. Ich muss damit leben. Ich habe mich dazu entschlossen, es so wie es halt ist, in meinem Leben zu integrieren. Anders hat es keinen Sinn für mich.
Ich gebe mich nicht mehr gegen meinen Willen hin. Heute grenze mich ab. Endlich ! Nach vier Jahren kann ich es.
Das ist für mich vielleicht gut, aber gut für meine Beziehung. Mein Mann liebt mich und ich liebe ihn, nur mit dem Unterschied, dass für ihn Sex dazugehört, für mich aber nicht. Ich empfinde noch heute einfach nur Ekel und ich weiß, warum.

Als ich in Reha war, bekam unsere mittlere Tochter (damals 14 Jahre) Probleme. Sie lernte einen wesentlich älteren jungen Mann kennen und verfiel ihm abgöttisch. Sie wurde abhängig von ihm. Heute glaube ich, dass ich ihr durch meine Therapie weggebrochen bin. Sie ging eine ungesunde Bindung zu ihm ein. Sie wurde (weiß ich erst seit kurzem) von ihm misshandelt und missbraucht. Sie hat es nie gesagt, vor lauter Angst, dass er ihr etwas antun würde. Ihr Verhalten eskalierte 2007 so massiv, dass ich Hilfe zur Erziehung beim Jugendamt beantragte. Sie blieb nächtelang weg, war extrem aggressiv, trank Alkohol und konsumierte Cannabis. Ich bekam keinen Zugang mehr zu ihr.  Mehrfach hatten wir die Polizei eingeschaltet um sie zu suchen. Im April 2008 wurde die Bedrohung durch ihren Freund für die ganze Familie so massiv, dass wir uns entschlossen, unsere Tochter für eine gewisse Zeit in eine Jugendeinrichtung zu geben. Der Wunsch kam auch von ihr. Die Maßnahme wurde vom Jugendamt und der Familienhilfe unterstützt und war nur daraufhin ausgelegt, dass sie wieder zurück kommen würde, wenn sich die Situation beruhigte. In dieser Zeit bekam sie Abstand zu ihrem Freund und die gesamte Situation beruhigte sich. In der Einrichtung kam sie, nachdem sie ein paar Wochen da war, auch nicht mehr zurecht. Sie lief eines Tages mit einem Mädchen weg. Drei Tage war sie verschwunden und die Heimleitung hatte nichts anderes dazu anzumerken, dass sie die Einrichtung verlassen müsse, wenn sie sich nicht an die Regeln hielt. Ich machte die Vermisstenmeldung, lief mit einem Bild durch die Stadt. Mich ärgerte es massiv, dass das Jugendamt uns nicht erlaubte sie in eine qualitativ gute Einrichtung zu geben, die wir ausfindig gemacht hatten. So ging ich während ihres „Abgangs“ zum Amt und drohte ihnen damit, dass ich sie persönlich dafür verantwortlich machen würde, wenn unserer Tochter etwas passiert. Die Alkohol, Drogen und gerade ihr Verhältnis zu diesem jungen Mann waren bekannt. Selbst unsere Familienhelferin sprach sich für die Einrichtung aus und knüpfte Kontakte. Das Jugendamt begründete die Ablehnung damit, dass keine Indikation vorlag, dass es ihr nicht schlecht genug ging. Ein weiterer Grund waren die höheren Kosten, die sie nicht tragen wollten/ konnten. Hierzu sei gesagt, dass wir sowieso schon mehrere hundert euro im Monat dazuzahlen mussten. Da wäre es auf einen Mehrbetrag zum Wohle unserer Tochter auch nicht angekommen.
Sommer 2008 ging ich noch einmal für 8 Wochen in eine stationäre Reha, um an meiner Essstörung zu arbeiten. Ich arbeitete auch dort sehr hart an mir, und hatte auch durchaus Erfolge. In erster Linie stärkte diese Reha mein Selbstbewusstsein. Ich schließe es daraufhin zurück, dass in dieser Klinik die Menschen in ihrer Person von Grund auf einfach nur „angenommen“ und wertgeschätzt wurden. Jeder durfte sein Tempo gehen. Es war eine sehr annehmende und wärmende Umgebung. Ohne Druck und ohne Zwang.

Im Januar 2009 kam unsere Tochter wieder zurück. Wir hatten in der Zeit, in der sie im Heim war regelmäßig Kontakt zu ihr und fast jedes Wochenende war sie zuhause. Ihre Rückkehr wurde von der Familientherapeutin uns gegenüber unterstützt. Das Jugendamt wollte es nicht. Sie hielten sie für emotional instabil. Heute weiß und sehe ich, dass wir richtig gehandelt haben. Wir wussten, dass wir durch die Familienhilfe einen Ansprechpartner hatten und das reichte aus. Bis zum Sommer 2009 ruhte die Hilfe und setzte dann in Form eines „Elterncoachings“ wieder ein.
Ein bis zweimal monatlich trafen wir uns in der Praxis, um Probleme der Elternebene zu besprechen.
Und hier nahm meines Erachtens dann das Drama seinen Lauf.
Das Vertrauen, welches ich in diese Frau investierte wurde immer wieder aufs bitterste enttäuscht.
Ich hätte es abbrechen müssen, denn ich wurde mit der Zeit immer kranker und schwächer. Ich nahm immer mehr ab, Depressionen, Ängste bis Panikattacken. Heute weiß ich, dass diese Frau mich durch diese Art von Settings immer wieder retraumatisiert hat. Immer wieder demütigte und kränkte sie mich, kritisierte meine Traumatherapie u.a. . Einmal fragte sie mich, wie lange ich eigentlich noch in Therapie gehen wolle und ob ich meinen Therapeuten noch heiraten wolle. Ein anderes Mal sagte sie, dass ich mal endlich mit der Therapie aufhören müsse. Ich solle doch einfach mal anfangen zu leben.
Ich dachte mir immer, obwohl es so furchtbar weh tat, dass sie schon ihren Grund hätte so zu reden. Ich dachte, es würde sich um Konfrontationen handeln, die ich aushalten müsse. Ich vertraute ihr einfach sehr und stellte ihre Arbeit keineswegs in Frage. Sie griff mich ständig an und ich traute mich nicht mehr den Mund auf zu machen.

Ich habe in meinen stationären Rehas gelernt, auszusitzen und auszuhalten. Ich habe gelernt, nicht weg zu laufen sondern mich den Themen zu stellen. Also dachte ich, dass es schon richtig wäre. In der Tat fühlte ich mich aber von mal zu mal kleiner, unmündiger. Ich war auf einmal wieder das kleine Mädchen, was nicht den Mund aufmachen darf, da es Schläge befürchten muss. Ich fühlte mich minderwertig und falsch am Platz. Das Grausamste aber war, dass sie mich immer im Beisein meines Mannes so hart anging. Dies führte dazu, dass sich mein Mann immer mehr über mich erhob, mich immer mehr als krank ansah, mich nicht mehr ernst nahm. Mein Mann ist absoluter Psycho- und Therapiegegner. Mit ihrer Arbeit hat sie ihn unterstützt und mich immer weiter geschwächt. Heute weiß ich, dass sie von dem wusste, was sie bei mir auslöste, denn sie kennt meine Geschichte, mein Leben. Sie weiß über die Gewalt Bescheid, über den Missbrauch. Sie weiß alles. Sie sagte selbst einmal, dass ich so etwas wie ein Mienenfeld wäre und man nie wüsste, wann man auf eine Miene tritt und es „lostriggert“.
Heute sage ich, dass sie aufgrund diesen Wissens fahrlässig und verantwortungslos gehandelt hat. Als sie in unserer Familie einstieg gab es natürlich viele Informationen meinerseits. Ich dachte, Offenheit und Ehrlichkeit sind die Voraussetzung dafür, dass Hilfe greifen kann. Sie fragte mich so Dinge wie : „ Warum dürfen Sie nicht gesund werden?, Wovor laufen Sie weg?, Wovor haben Sie Angst?, Warum schlucken Sie oder warum machen Sie sich dünne?“ Sie fragte mich, ob ich damit einverstanden wäre, wenn sie mal „drauf gucken“ würde ( Verlustängste, Essstörung). Ich hatte nichts dagegen. Ich wollte Hilfe und war zu fast allem bereit. Einmal sagte sie, dass ich viel mehr konfrontiert werden müsse, da ich viel zu therapieerfahren wäre. Ich dürfe überhaupt nicht merken, welche Schritte ein Therapeut bei mir vorhätte, denn dann würde ich ausweichen.  Sie sagte, dass ich nicht gefragt werden dürfe, ob bei mir Grenzen übertreten werden dürften, dass es einfach passieren müsse.
Je schlechter es mir ging, umso mehr zog sie sich entweder zurück oder aber griff mich verbal an. Das führte mit dazu, dass es mir immer schlechter ging. Sie verbat mir den Mund, hielt mich ständig für unangemessen und grenzverletzend. Dabei habe ich nichts mehr gemacht, als meine Meinung darzulegen. Ich verstehe bis heute nicht, was sie mit diesen Angriffen bezwecken wollte. Geheilt hat es auf jeden Fall nicht.
Paradoxerweise gab es auch eine andere Seite bei ihr und das verwirrte und verunsicherte mich zunehmend.

Gab es Probleme mit meinem Mann, sei es durch mich und meine immer stärker werdenden Selbstzweifel und Schuldgefühle oder sei es durch die Kinder, so suchte ich stets das Gespräch mit ihr. War ich unter vier Augen mit ihr, so stärkte sie mich stets, redete davon, dass ich mich abgrenzen müsse und das ich eine gute Mutter sei. Einmal sagte sie, dass sie meinen Mann nicht packen könne, dass sie das aber hinbekommen würde. Sie ermutigte mich dazu, meine geschriebenen Dinge ihr  per Mail zu schicken, wenn ich doch nicht darüber reden könnte.  Es dient dem „Loslassen“. Ich schäme und ich ärgere mich heute über mein naives Vertrauen. Sie ermunterte mich dazu, dass ich mich stets melden solle, wenn es mir nicht gut ginge. Sie wäre da, ich wäre nicht lästig und sie könne sich abgrenzen.

Ich hätte nie gedacht und nie damit gerechnet, dass  aus meiner Offenheit, die ich mühsam gelernt habe und meiner Bereitschaft, Hilfe anzunehmen einmal ein Strick gedreht werden würde.  Ich fühlte mich mit den Erziehungsaufgaben, meiner Mutterrolle, meinen Schuldgefühlen, meinen Ansprüchen an diese Rolle und mit meiner eigenen Arbeit an mir selber, meiner seelischen Gesundung, überfordert. Mein Verstand klärte sich immer mehr und somit bekam ich immer mehr Schuldgefühle gegenüber meinen Kindern. Ich wollte doch nie so sein wie meine Mutter. Familie und Kinder, das war und ist eines meiner Lebensziele. Ich bin gelernte Erzieherin und für mich war es nie ein Opfer, diesen Beruf nicht mehr auszuüben. Ich wollte für meine Kinder da sein und eigentlich habe ich dies auch trotz meinen Krankheiten geschafft.
Ich hatte auch die Kurve bekommen, aber ich machte mich nun für die Probleme verantwortlich die hier und da präsent waren und wie sie wahrscheinlich in allen Familien mehr oder wenig vorkommen. Immer wieder fragte ich mich, was die Kinder wohl mitbekommen hatten und wo ich sie geschädigt hatte. Am schlimmsten war es, dass ich für meine mittlere Tochter nicht mehr präsent war durch meine Therapien und auch durch meine zunehmende körperliche Schwäche aufgrund der Magersucht.  Ich sah es seiner Zeit als meine Verantwortung an, mir Hilfe zu holen. Verantwortung gegenüber dem Wohl meiner Kinder.

Im November 2009 kam es zum ersten Knall. Das Elterncoaching eskalierte. Mein Mann war nicht bereit, sich den Problematiken zu stellen. Das macht er heute erst recht nicht mehr. Er sucht immer die Schuld bei mir, läuft weg, entzieht sich der Verantwortung, fühlt sich beleidigt. Sein Verhalten hat sich durch diese Frau noch verstärkt. Ein Zugang ist nicht mehr da.
An diesem Wochenende nach dem Elterncoaching entschloss ich mich, mal für zwei Tage Auszeit zu nehmen. Ich sprach mit meinen Kindern und fuhr weg. In Wahrheit hatte ich auf einmal riesige Angst vor meinem Mann (Trigger). Als ich weg war, wurde abends vor einer Disco meine Tochter überfallen und zusammen geschlagen. Meinen Mann ließ das „kalt“. Er informierte mich nicht. Ich kam nach Hause und sie lag alleine und verletzt in ihrem Bett. Ich wurde wütend auf meinem Mann. Er interessiert sich einen Dreck für sie! Mir tat es weh und so rief ich mal wieder die Familientherapeutin an. Sie baute mich auf. Sie kann das Verhalten meines Mannes nicht verstehen, aber…“das wird schon wieder“.
Dann kam das, was kommen musste. Ich bekam einen Rückfall. Ich wollte mich betäuben, hielt ich die Schmerzen doch nicht mehr aus. Am andern Morgen kam der große Zusammenbruch. Ich war rückfällig geworden. Das wollte ich nie. Nun kam die Angst über mich. Alles ist vorbei, jetzt ist es aus, dachte ich.
Sofort rief ich meinen Hausarzt an und informierte meinen Mann. Ich wurde in die Psychiatrie eingewiesen. Nicht auf die Entgiftung, sondern auf eine stabilisierende Station. Mein Hausarzt diagnostizierte eine Psychische Belastungsreaktion.
Ich bin in eine Regression gerutscht. Ich konnte nicht mehr und ich wollte nicht mehr. Im Krankenhaus setzte man mich unter Tabletten. Je mehr ich bekam, desto schlechter ging es mir und je schlechter es mir ging, desto mehr bekam ich. Ich habe massive Erinnerungslücken an diese drei Wochen. Ich weiß aber, dass diese Tabletten die Belastungsstörung noch verstärkt haben und eigentlich nicht hätten gegeben werden dürfen. Nachts wurde ich wach, stand auf und wurde ohnmächtig. Einmal war es so schlimm, dass sie meinen Schädel röntgen mussten. Im Entlassungsbericht steht davon nichts. Da steht, dass ich die Medikamention gut vertragen hätte. Eine wahre Lüge. Ich stand kurz vor einer Psychose und weiß bis heute nicht, wie ich da raus gekommen bin. Nach drei Wochen wurde ich in einem Zustand entlassen, den man schon fast „Pflegebedürftig“ nennen kann. Ich kam nicht mehr zur Ruhe, konnte mich nicht setzen, musste ständig laufen. Dazu kamen diese unerklärlichen Panikattacken. Ständig stand ich vor einem Ohnmachtsanfall. Ich setzte die Tabletten eigenständig ab. In der Klinik sagte man, dass es keine Entzugssymptome geben würde. Das entsprach nicht der Wahrheit. Ich ging mehrere Wochen durch die Hölle.
In der Klinik hatte ich wohl den bisher tiefsten Punkt in meinem Leben erreicht. Ich hatte Angst zu sterben!
Danach wollte ich nur noch Ruhe. Ich fing an zu essen. Ich hatte mich für das „Leben“ entschieden, für meine Familie und meine Kinder.
Ich fasste den Entschluss, kein Elterncoaching mehr zu machen. Lieber wollte ich, dass diese Frau mit unserer Tochter arbeitete. Sie hatte immer wieder Einbrüche mit dem Alkohol, trank heimlich und ich beobachtete diese Situation mit großer Angst. Kritisch trat ich im Januar an die Familienhelferin auch in Form eines Schreibens heran. Ich bemängelte, dass das Jugendamt nicht wirklich die Problematik erkannte. Ich bat sie, sich um unsere Tochter zu kümmern, da ich aufgrund meiner eigenen Biographie dafür nicht in Frage kam. Ich wurde politisch kritisch, indem ich schrieb, dass zu wenig für unsere Jugendlichen in Deutschland getan würde. Diese Kritikäußerung nahm sie mir sehr übel. Im Gespräch im Januar beleidigte und demütigte sie mich aufs Schärfste. Ihrer Meinung nach sollte ich endlich aufhören, die Verantwortung auf andere zu delegieren, denn ich wäre schuld, dass sich meine Tochter so entwickelt hat. Ich solle gefälligst gesund werden und meine Kindheitserlebnisse begraben . Ich würde meine Krankheiten auf meine Kinder übertragen.
(Genau auch aus diesem Grund hatte ich mir doch Hilfe geholt. Ich weiß doch um die Gefahr von Projektionen!)
Sie könnte die Verantwortung nicht mehr übernehmen und würde einen Bericht an das Jugendamt schreiben.
Dann schrieb sie ihren Bericht. Im Februar gab es ein Hilfeplangespräch. Die Frau vom Jugendamt war neu. Sie hatte uns bisher nicht kennen gelernt. Sie kannte uns nur nach Aktenlage und nach den Berichten dieser Frau. Wenn irgendetwas grenzüberschreitend war, dann waren es wohl die Berichte dieser Frau.
Sie veröffentlichte gegenüber dem Jugendamt meine Diagnosen. Ich hatte ihr nie eine Schweigepflichtentbindung gegeben, noch hat sie jemals einen Arzt,- Rehabilitationsbericht gesehen. Bis dahin wusste ich noch nicht einmal davon, dass ich eine PTBS hatte.
Alles nahm nun seinen Lauf. Das Jugendamt machte sich und macht sich bis heute kein Bild von unserer Familie. Sie kennen uns bis heute nicht. Allein aufgrund der Berichtslage entschieden sie sich dafür,  das Familiengericht einzuschalten, aufgrund $8 SGB „Kindeswohlgefährdung“.
Nun ging es auf einmal um unsere jüngste Tochter, und die war nie im Visier der Hilfe. Mit ihr hat es auch nie Probleme gegeben. Aus den Bericht ging hervor, dass ich meine Tochter in sogenannte „Loyalitätskonflikte“ bringen würde. Der Grund war eine Karte, die das Kind der Fachleisterin gemalt hatte, auf die sie schrieb: „ Bitte machen Sie, dass Mama und Papa sich nicht wieder streiten“. Die Frau ging förmlich an die Decke. Ich durfte nichts erklären. Sie verbot mir den Mund, schrie mich an. Tatsache war aber, dass es gerade durch ihre Sitzungen zu Eskalationen auf der Paarebene kam, und dass unsere Tochter Angst davor hatte, wenn wir bei ihr einen Termin hatten. Nun behauptete sie, ich würde die Kleine dahinein ziehen. Mein Mann unterstütze sie auch noch, dabei war und ist er derjenige, der eigene Befindlichkeiten nicht vor den Kindern abgrenzt und sie so in die Dinge mit einbezieht.
Mir wird nicht geglaubt, denn ich bin ja psychisch krank!
(Mein Mann auch, aber er geht nicht in Therapie und steht auch nicht zu seiner Biographie).

Ursprünglich wollten sie nun die Hilfe ändern und einen anderen systemisch arbeitenden Therapeuten einsetzen. Ohne es mit uns abzusprechen, entschied man sich aber für das Gericht. Seitdem bin ich nur noch am kämpfen, aber alles nur im Hintergrund. Ich gehe davon aus, dass diese Maßnahme einzig und allein dazu dienen soll, mich zum Schweigen zu bringen.
Es gab ein Protokoll dieses Gespräches, welches mit Lügen übersät ist. Die Fachleisterin hat, wie ich heute weiß, keine Kenntnis über dessen Inhalte.. Angeblich soll ich körperlich übergriffig gegen die Fachleisterin geworden sein. Vor kurzem sprach ich sie darauf an. Sie bestätigte mir, dass es diese Übergriffe nicht gegeben hat. Sie sagte mir, dass ich beim JA auf Richtigstellung drängen könne. Ich weiß das, aber würde ich es machen, ….eine Krähe hackt doch der anderen kein Auge aus…

Ich nahm mir eine Anwältin. Zunächst war auch sie entsetzt, sah Verstöße gegen die Schweigepflicht, unverhältnismäßige Reaktionen usw. Ich habe eine Gegendarstellung geschrieben, um die Dinge ins rechte Licht zu rücken. Die Anwältin hält sie zurück. Immer wieder in den letzten Monaten sagte sie, dass es gegendargestellt werden müsse, dass die Gegendarstellungen raus müssen. Trete ich ihr auf die Füße, reagiert sie nicht, ist in Terminen, bei Gericht…….Das Konfliktpotential soll nicht erhöht werden.
Ich frage mich immer wieder, warum ich nicht für meine Rechte kämpfen darf. Da stehen Falschaussagen und Verleumdungen im Raum und ich darf mich nicht wehren.
Darf ich mich nicht wehren, weil man mir sowieso nicht glauben würde? „Die ist ja psychisch krank.“ Menschen, die kritisch sind werden in unserer Gesellschaft nicht gerne gesehen. Sind sie dann auch noch staatlich anerkannt psychisch krank, so werden sie auch nicht mehr ernst genommen. Das ist meine Erfahrung.

Im Mai der Anhörungstermin vor Gericht. Ich war guter Dinge und unsere Anwältin auch.
Die Frau vom Jugendamt log, dass sich die Balken bogen. Sie erzählte, ich wäre seit 2008 rückfällig, hätte 2008 mehrere Krankenhausaufenthalte gehabt, hätte meine älteren Kinder durch meine Süchte traumatisiert, und nun wolle man die Kleine schützen. Sie hat im April das erste und letzte Mal dieses Kind gesehen. Sie machte diesen Termin um sie kennen zu lernen. Ich nahm zu diesen Termin eine Zeugin mit, weil ich wusste, dass sie lügen würde.
Vor Gericht erzählte sie einfach, ich hätte meine Tochter manipuliert und würde sie dem Jugendamt entziehen. Tatsache war aber, und das sagte ich auch vor Gericht aus, dass sie  jederzeit zu uns kommen kann, um sich vom „Kindeswohl“ zu überzeugen. Ich sagte, das wir nichts zu verbergen haben. Sie macht keinen Gebrauch von dem Angebot unserer Offenheit.

Ich wusste nicht mehr, was ich sagen sollte und auch die Anwältin war sprachlos. Ich sagte nur, dass das alles nicht stimmt und ich auch meine Abstinenz nachweisen kann. Den Richter interessierte dies in der Situation nicht. Es stand Aussage gegen Aussage. Er gab dem Antrag des Jugendamtes nach, ein Sachverständigengutachten in Bezug unserer „Erziehungsfähigkeit“ anfertigen zu lassen. Der Gutachter wurde auch noch vom Jugendamt empfohlen. Ich wollte ihn aufgrund dessen, wegen Befangenheit ablehnen, aber es wurde nicht akzeptiert. Ich schlug einen Gegengutachter vor. Der Richter meinte aber, dass es wohl egal sei, wer das Gutachten schreiben würde, denn schließlich seien die Gutachter unabhängig und neutral. In den folgenden Wochen informierte ich mich überall über meine Rechte. Ich trug mich in diversen Foren ein, suchte Kontakt zu Betroffenen, tauschte mich aus. Ich studierte Gesetzestexte und Beschlüsse des Bundesverfassungsgerichtes. Weiterhin stellte ich Recherchen über den Gutachter an, bekam aber nicht viel an brauchbaren Informationen. Ich war zweigeteilt. Sollte ich mich nun verweigern, oder sollte ich alles mitmachen.
Allein die Beweisfrage „Erziehungsfähigkeit“, ist schon zweifelhaft, denn  es gibt sie nicht.
Psychologen sehen das aber anders und sollte ich es wagen, als psychisch krank, mich über den Gutachter zu erheben?

Ich machte folgende bittere Erkenntnis: Ich darf mich nicht verweigern. Ich darf nicht für meine Rechte eintreten. Würde ich dies tun, so könnte man mir aufgrund der PTBS und meiner Suchterkrankungen ein „Weglaufen“ diagnostizieren. Das wiederum ist ja bei Missbrauchsbetroffenen ein Muster. Ich würde quasi zeigen, dass ich meine Missbrauchserfahrungen trotz jahrelanger Therapie nicht verarbeitet habe und somit wäre ich nicht „erziehungsfähig“. Eine Mutter, die sich in belastenden Situationen nicht „stellen“ kann, ist keine erziehungsfähige Mutter.
Die Folge wäre, dass sie mir unsere Tochter entziehen.
Ich fühle mich wieder einmal missbraucht, nur die Ebene hat sich geändert. Jeder gesunde Mensch könnte von seinem Grundrecht Gebrauch machen, welches die Persönlichkeit schützt. Ich nicht! Ich will mein Kind nicht verlieren! Ich denke an das „Kindeswohl“, also lasse ich alles über mich ergehen.
Ich weiß, dass ich spätestens beim Bundesverfassungsgericht Recht bekommen würde, aber auf Kosten meines Kindes werde ich dies nicht tun. Ich stelle meine eigenen Bedürfnisse und Rechte jetzt erst einmal hinten an.
Aber akzeptieren werde ich es nie!
Meinen Mund halten werde ich nicht!
Ich backe zunächst kleine Brötchen, aber….

Ich schrieb wieder eine Gegendarstellung. Dieses Mal zum Gerichtstermin. Ich schickte ihn nach Durchsicht unserer Anwältin und nach Absprache mit ihr, per Mail zum Jugendamt und bat um Eingangsbestätigung, die ich auch bekam. Vor einer Woche, in irgendeinem Forum erfuhr ich dann, dass E-Mails als Beweismittel vor Gericht nicht zugelassen sind. Ich bin erschüttert. Warum hat mir das nicht meine Anwältin gesagt? Ich fragte sie doch danach!
Ich mache jeglichen Schriftverkehr durch Mail, denn ich meine, dass sich damit einiges beweisen kann, wenn ich es dann muss. Schließlich sind die Sendedaten nachvollziehbar.
Mittlerweile mache ich alles schriftlich und möglich beweisbar, und das aufgrund der gemachten Erfahrungen.
Ich glaube, dass unsere Anwältin nicht wirklich an ein Unterstützung in unserem Fall interessiert ist. Ich dachte, ein Anwalt würde sich für die Interessen seines Mandanten einsetzen, wenn er den Fall übernommen hat. Stattdessen habe ich heraus gefunden, dass sie beim zuständigen Jugendamt im Jugendhilfeausschuss sitzt und Mandatsträgerin im Kreistag ist. Welche Interessen vertritt sie wirklich? Ich mache mir meine Gedanken. Ich will nichts unterstellen. Unsere Anwältin meint, dass wir den Ball flach halten sollen, dass uns nichts passieren kann.
Zeugnisse und Berichte der Schule weisen eindeutig daraufhin, dass keine Kindeswohlgefährdung bei unserer Tochter vorliegt.

Recht und Psychologie, so meine Erfahrung klaffen weit auseinander.
Recht haben ist die eine Sache, aber Recht zu bekommen, eine andere.
Wer gefährdet hier das Kindeswohl? Eindeutig das Jugendamt. An anderen Stellen in Deutschland sterben Kinder an den Folgen von Misshandlungen und bei uns, in unserer Familie wird „Kindeswohlgefährdung“ konstruiert.

Im August hat die Diagnostik dann angefangen. Gegen meinem Bedürfnis und meinem Recht, mich zu verweigern, mache ich nun doch diese zweifelhafte Sache mit. Ich habe mich offen und kooperativ verhalten. Sachlich und einsichtig. Ich bin dem Gutachter auf Augenhöhe begegnet, habe niemals über das Jugendamt oder über die Familientherapeutin geschimpft. Im Gegenteil: Ich zeige noch Verständnis. Ich hoffe, es hat geholfen.
Nun liegt alles an den Interpretationsmöglichkeiten des Gutachters. Es kann gut sein, es kann aber auch schlecht sein.
Und wenn schlecht, was dann?
Ich weiß es noch nicht, aber ich werde um meine Rechte und mein Kind kämpfen!

Mein Gefühl ist nicht schlecht, aber in wie fern kann ich noch meiner Wahrnehmung vertrauen. Und dann kommen immer wieder diese Schmerzen. Was machen die mit mir und warum bestrafen sie mich dafür, dass ich mir aus Verantwortung heraus Hilfe holte?
Mein Arzt und mein Therapeut sind entsetzt. Sie können nicht verstehen, wie diese Frau so Berichte schreiben kann. Wie sie anvertraute Dinge, die der Therapie und Beratung gelten „veröffentlichen“ kann.
Ich stelle fest, dass ich in zwei Welten lebe. In der einen Welt zeige ich mich stark und selbstbewusst. Ich spalte mich ab,  heute anders als früher, aber mit dem gleichen Ziel: Überleben!
Wenn ich alleine bin und nachts im Bett, dann werde ich weich und verletzlich. Dann weine ich stundenlang. Flashbacks ohne Ende. Hätte ich die in der Form, wenn ich dieses Verfahren nicht am Hals hätte?
Nicht ohne Ironie stelle ich fest:
Was macht das schon? Jetzt kann ich doch wenigstens anwenden, was ich in der Therapie gelernt habe. Tresor, sicherer Ort, Imaginationen, innere Kind Arbeit. Jetzt weiß ich wofür es gut war.
Mühsam und hart war der Weg nach innen und die Erweckung verschütteter Gefühle. Ich musste lernen, meine Gefühle zuzulassen. Jetzt muss ich sachlich sein.
Das ist verdammt viel verlangt bei soviel Schmerz, aber ich nehme auch dies in Kauf.

Ja, sehr geehrte Damen und Herren in Berlin. Ein Fall wie meiner kostet den Staat richtig Geld. Geld, welches an anderer Stelle bestimmt sinnvoller wäre. Sollte nicht den Betroffenen geholfen werden, anstatt sie durch staatliche Willkürmassnahmen aufgrund ihrer seelischen Erkrankungen, zu entrechten und zu entwerten?
Wo werden bei uns die Menschenrechte geachtet?
Warum müssen wir als Betroffene den europäischen Gerichtshof für Menschenrechte anrufen, um Gehör zu bekommen?
Was sind in diesem Staate die Grundrechte wert, außer dem Papier, worauf sie gedruckt sind?
Alles Makulatur?
Ich habe von Politik keine Ahnung, aber ich fühle!
Ich bin keiner Partei zugehörig und werde es nie sein, denn ich bewahre mir mein Recht auf freie Meinung!
Ja! Ich habe alles im Griff !  Oder…. alles hat mich im Griff ?

Noch erwähnenswert, bisheriges mündliches Ergebnis des Gutachters bezüglich unserer Erziehungsfähigkeit:
Nach unserer Exploration, die zweieinhalb Stunden andauerte, äußerte er sich dahingehend, dass eine Fremdunterbringung unserer Tochter nicht in Frage kommen würde. Er würde zwar die Probleme in unserer Beziehung sehen, aber auch, dass wir sehr verantwortlich damit umgehen.
Nach der Exploration unserer Tochter, die auch zwei Stunden dauerte, meinte er, dass sie von meinen Krankheiten ( Alkohol und Magersucht) wohl nichts mitbekommen hat. Sie wäre ein gesundes Kind und er kann keine Kindeswohlgefährdung feststellen. Würden Eltern mit so einem Kind bei ihm in der Praxis auftauchen, weil das Jugendamt es will, so würde er eine Behandlung ablehnen. Er versteht die Berichtslage des Jugendamtes und der Familienpflegerin nicht, da er uns anders erlebt.
Mein Problem jetzt: In wie fern kann ich dem glauben. In der Tat habe ich Angst vor dem schriftlichen Gutachten. Er kennt meine Biographie und was kann er mir daraus machen?
Beispiel: Jede verantwortungsbewusste Mutter klärt ihr Kind bezüglich Gefahren, die von außen kommen können, auf. Ich habe meine Kinder immer dazu angehalten, nie mit einem fremden mitzugehen, nie irgendwo in ein Auto zu steigen, bestimmte Wege nicht zu benutzen, mir immer zu sagen, wo sie hin gehen. Unsere Tochter erzählte dem Gutachter, dass ich es nicht so gerne habe, wenn sie mit dem Fahrrad zu einer bestimmten Stelle fährt. Sie muss durch unbebautes und bewaldetes Gelände. Jetzt habe ich Bedenken, dass er mir möglich übertriebene Ängste diagnostiziert, die dazu führen, dass ich mein Kind in der Entwicklung zur Selbstständigkeit behindere.

Ja, so ist das! Die Veröffentlichung meiner Diagnosen und meiner Biographie kann mir zum Verhängnis werden. Muss nicht, aber kann, und davor habe ich Angst. Einem psychisch erkrankten wird nicht geglaubt. Abgestempelt und in eine Schublade gesteckt.

Ich kann nicht mehr vertrauen, am wenigsten meiner Wahrnehmung.
Was die Familientherapeutin geleistet hat, hat alles, was ich in den letzten Jahren mühsam gelernt habe, zunichte gemacht.

Marianne