Offener Brief an die
Unabhängige Beauftragte der Bundesregierung

Sehr geehrte Frau Dr. Bergmann,
wenn je Überlebende von sexualisierter Gewalt im Kindesalter in angemessener Weise gewürdigt werden sollen, dann kommt es jetzt auf Schadenbegrenzung für alle an.
Nicht nur Opfer öffentlicher Institutionen, sondern gerade auch die im familiären Umfeld besonders hart Betroffenen brauchen Anerkennung.

Es geht um gebrochene Biographien:
Das Kind wird ‘benutzt’ – kranke, kriminelle Erwachsene üben ungehindert und suchtartig perverse Macht aus. Das Kind schweigt, verstummt aus Angst vor angedrohten Repressalien, da die Mitwisser in Angst erstarren , schweigen, verstummen, verdrängen, vertuschen.
Ein Kind lernt nicht ’nein‘ sagen, lernt es vielleicht nie – es fehlt die Vorlage.
Ein Kind wird nicht für sich selber sorgen lernen – kann es nicht lernen, lernt es auch nicht für andere.
Die Seele entfaltet sich nicht – verkümmert, ‘verkrüppelt’.
Der Geist ist traumatisiert – schwer behindert in seiner Entwicklungsfähigkeit.
Der Körper erkrankt – der Mensch leidet unendlich.

Bezogen auf diese Thematik lebten wir bis Ende Januar mehr oder weniger in einem Klima von Angst und Schrecken.
Endlich stehen wichtige ethische Entscheidungen an, die uns hoffen lassen.
Der Staat, von ihm autorisierte Instanzen und die Kirchen blieben bisher befangen in ihren wechselseitigen Rücksichtnahmen und Abhängigkeiten.
Somit begünstigten und billigten sie die Entartungen der aus allen – also auch aus ihren eigenen – Kreisen der Gesellschaft stammenden Taten der Täter.
Beinahe zwangsläufig ließ man mit unfairen Rechts-Verfahren Opfer über Jahrzehnte auf der Strecke. Manche konnten den Horror solchen Unrechts nicht länger ertragen, sie mochten nicht überleben.
Unser Staat ringt jetzt um inneren und äußeren Frieden zwischen geschundenen Verlierern und unverschämten Gewinnern solch bizarrer Strukturen. Er könnte die Chance nützen und sich EU-weit, besser noch global zum Vorreiter besseren Menschen-Rechts qualifizieren.
Sorgen Sie, Frau Dr. Bergmann bitte in unser aller Namen dafür, dass Steuer-Gelder jetzt nicht nur in Forschungsvorhaben fließen.
Täter und deren Institutionen sollen zahlen, ‘und zwar so, dass es ihnen auch weh tut’.
Alle anderen Überlebenden müssen paritätisch entschädigt werden.

Das Ergebnis – es muss ‘sich sehen lassen’! Es muss unter dem Aspekt bislang unverantwortlicher Machenschaften zwischen Kirchen und Staat(en) und deren Beauftragten im Sinn der Geschädigten gerecht ausfallen.
Bekanntlich haben wir als ‘netzwerkB’ Argumente und Vorschläge beizutragen.

Freundliche Grüße
Hildegard Verhees