Frankfurter Neue Presse 28.11.2010

Frankfurter Autorentheater spielt in Bad Nauheim – Opferanwalt: „Stück ist verdammt wahr“

Von Petra Ihm-Fahle

Auf Einladung des Vereins Wildwasser Wetterau führte das Frankfurter Autorentheater das Stück «Missbraucht» auf. Erzählt wird die Geschichte von drei Opfern.

Bad Nauheim. Zwischen den Sätzen der Schauspieler ist es so leise, dass man das Ticken einer Uhr hört. Das Frankfurter Autorentheater ist im Badehaus 2 zu Gast – auf Einladung des Vereins Wildwasser. Dargeboten wird das Stück «Missbraucht». Drei Darsteller sind beteiligt, jeder erzählt die Geschichte eines Protagonisten. Alles basiert auf wahren Berichten.

«Ich habe mich gegen seine Überfälle immer gewehrt. Ich habe geweint, geschrien», schildert eine junge Frau (Sandra Baumeister). Die Mutter habe von Anfang an gewusst, was vor sich ging. «Sie hat verdrängt, weggeguckt. Sie konnte nicht glauben, dass in einem so guten Mann so etwas Schlechtes sein kann.» Peu à peu habe sich der Papa genähert. Er streichelte ihr Haar, bürstete es. Schöne Ausflüge habe er mit ihr unternommen. Als er sie das erste Mal auf eine Weise küsste, die sie nicht in Ordnung fand, wehrte sie sich. «Er sagte, das macht jeder Vater mit seiner Tochter. Man darf es jedoch nicht erzählen – das gehört sich nicht . . .»

Seelische Störungen
Viktor Vössing gibt die Geschichte von Norbert Denef wieder. Ab seinem zehnten Lebensjahr wurde er von einem Pfarrer missbraucht. Er schrieb ein Buch, er kämpft, damit die Verjährungsfristen für Missbrauch aufgehoben werden. Seine Erlebnisse in Kindheit und Jugend führten dazu, dass er seelische Störungen entwickelte. Vössing schildert, wie Denef immer wieder plant, die Karten auf den Tisch zu legen: Seine Familie wird vor ihm sitzen, er erzählt alles. Ein ums andere Mal übt er seine Rede.

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