sueddeutsche.de 10.12.2010

Heimkinder können auf Entschädigung hoffen

Von M. Drobinski

120 Millionen Euro für traumatisierte Heimkinder: Während die Betroffenen die Kirchen für ihr Verhalten loben, wächst die Kritik an Unions-geführten Ländern: Sie sind in der Entschädigungsfrage unentschlossen.

Sie waren fest entschlossen zu gehen und alles platzen zu lassen, nach zwei Jahren Beratungen. Die Summe des Fonds, aus dem künftig ehemalige Heimkinder entschädigt werden sollen, erschien ihnen viel zu niedrig, die Hürden, um an Geld zu kommen, zu hoch, und der Abschlussbericht nannte aus ihrer Sicht nicht so recht beim Namen, was den Kindern in den 50er und 60er Jahren in den Heimen widerfuhr; das Wort vom „System Heimerziehung“, das sich noch im Zwischenbericht fand, fehlte diesmal. „Wir kamen uns wieder einmal vor wie die Bettler“, sagt Sonja Djurovic, eine der Vertreterinnen der Heimkinder.

Also blieben sie draußen vor der Tür, und erst als Antje Vollmer, die Moderatorin des „Runden Tisches Heimerziehung“, ihnen ins Gewissen redete, sie dürften doch nicht am vorletzten Tag der Beratungen alles kaputt machen, da setzten sie sich doch zu den anderen, zu den Vertretern des Bundes, der Länder, der Kirchen und der Wissenschaft. „Mit sehr gemischten Gefühlen“, wie Sonja Djurovic sagt, „aber es ist besser, ein bisschen zu erreichen, als gar nichts zu erreichen“. Am Montag kann Antje Vollmer nun den einstimmig beschlossenen Abschlussbericht vor der Bundespressekonferenz vorstellen. „Ein einstimmiger Bericht ist immer gut“, sagt sie erleichtert am Ende der Beratungen in Berlin.

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