95,5 charivari münchens hit-radio 24.09.2011

Opfervertreter kritisiert Papst-Treffen als „scheinheiliges Getue“

Norbert Denef: „Der Papst trifft sich heimlich hinter verschlossenen Türen mit Opfern“

Berlin (dapd-lth). Das „Netzwerk Betroffener von sexualisierter Gewalt“ (NetzwerkB) kritisiert das Gespräch von Papst Benedikt XVI. mit Missbrauchsopfern als „scheinheiliges Getue“. „Der Papst trifft sich heimlich hinter verschlossenen Türen mit Opfern“, sagte NetzwerkB-Vostand Norbert Denef am Samstag der Nachrichtenagentur dapd. Das sei „nichts anders als Verschweigen und Vertuschen“ und ein „Schlag ins Gesicht derer, die sich lautstark melden“. Die angebliche Betroffenheit nehme er dem Papst nicht ab.

Benedikt XVI. hätte laut Denef die Möglichkeit gehabt, auch vor laufenden Kameras Missbrauchsopfern zu begegnen. „Er hätte sich mit mir in Berlin treffen können, ich war wenige Meter entfernt.“ Doch dazu fehle der Kirche der Mut. Vielmehr würden Betroffene, die sich in der Öffentlichkeit zu Wort meldeten, sogar bekämpft.

Denef forderte die Kirche dazu auf, sich für eine Aufhebung der Verjährungsfristen einzusetzen und die Aktenarchive im Vatikan zu öffnen. Diese Akten dürften aber nicht nur kirchenintern durchgesehen werden: „Das wäre, als würde die Mafia ihre Verbrechen selber aufarbeiten.“ Der Politik warf er vor, die „Täterorganisation Kirche“ zu schützen.

Benedikt XVI. hatte sich am Freitagabend überraschend mit fünf Opfern sexuellen Missbrauchs durch Priester und kirchliche Mitarbeiter getroffen. Nach Angaben des Vatikans zeigte sich der Papst „bewegt und erschüttert von der Not der Missbrauchsopfer“.

Das NetzwerkB versteht sich als unabhängige Interessenvertretung, in der sich Betroffene für die Rechte Betroffener einsetzen.

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