Weil meine Seele am Überlaufen ist, auch noch nach 58 Jahren, muß ich einsame Wege gehen.

Meine ersten 9 Lebensjahre gehörten dem Täter. Mit der Geburt 1992 meines Kindes veränderte sich mein ganzes Leben. Mein Körper litt, ich bekam Herzprobleme, fiel häufig in Ohmacht, hatte Angst und wußte nicht, was mit mir los war. Zweifelte an meinem Verstand und befürchtete Verrückt zu werden. Ich dachte dahinter steckt eine schwere Krankheit, aber war es nicht. 1995, mein Kind war gerade erst vier Jahre, verstärkten sich die Symptome. Abends stellte ich mir den Wecker, sodaß dieser stündlich klingelte, damit ich bloß nicht tief einschlief – warum ich das tat, wußte ich zu der Zeit nicht. Es war einfach eine unerträgliche Angst da, daß Gefühl zu ersticken und verrückt zu werden. Nach mehreren Zusammenbrüchen, deutete mein Arzt an, ich sollte mich in eine Klinik für Traumata beegeben. Sechs Monate war ich in der Hölle des Unerträglichen, zu schwach um zu leben und zu schwach um mich umzubringen. Immer wieder hatte ich entsetzliche Träume, es waren Fetzen, Bruchstücke von Bildern, Personen, die nicht klar zu erkennen waren. Dazu immer wieder Erstickungsanfälle, Herzstörungen,Vaginalblutungen und andere Körperteilschmerzen, die unerträglich waren. Während der 6 Monate in der Klinik, setzten sich Bruchstücke von Erinnerungen zusammen. Durch die Traumaarbeit kam letztendlich meine Kindheit zurück, die mein gannzes Leben zerstörte.

Meine Familie lebte im Elternhaus meines Erzeugers, neben mir noch ein älterer Bruder und eine ältere Schwester. Die Großeltern, väterlichseits, lebten hier mit uns zusammen. Der Opa war der Täter, er war ein Sadist, ausgeprägter Machtbezogener Mensch. Früher war er tätig in einem KZ, als Aufseher, aus dieser Zeit legte er mir immer und immer wieder Fotos, die er gemacht hatte, vor. Zu sehen waren Mütter und ihre Kinder in Massengräbern oder wie sie gerade brutal und bestialisch misshandelt und vergewaltigt wurden. Dies war sein Schweigemittel, ich mußte ruhig bleiben, sonst wäre meine Familie umgebracht worden. Noch heute habe ich diese Fotos in meinem Kopf, am Tag und nachts in meinen Träumen.

Immer wenn meine Mutter sich die Lippen rot schminkte, weil sie Einkaufen mußte, brach in mir die Angst aus, denn das bedeutete, sie nimmt ihr Fahrrad und radelt fort. Dann kam der Nazi-Opa und grinzte, er zog sich komische Hosen (heute weiß ich, es war eine Naziuniform) an, Lederstiefel und eine Uniformjacke an und fing an zu schwitzen (dieser Geruch ist noch heute präsent), sobald ein Mensch in meiner Gegend diesen Geruch hat, bekomme ich Panikattacken. Ich mußte ihm zum WC folgen, er hob mich auf den Toilettendeckel und faßte mich an, befriedigte sich an meinem Anus, zwischen den Beinen und ich mußte ihn oral befriedigen. Auch seine sadistische Ader lebte er an mir aus. Noch heute rieche ich diesen Kerl. Nach dem er fertig war, verlief immer die gleiche Abwicklung – Wasserhahn auf – Mund unendlich spülen – meine Genitalien wusch er mit Hingabe und dann mußte ich mich ganz brav an den Eßtisch setzen. Er ging in die Küche und zerstampfte Bananen zu Brei, diesen mußte ich mit wiederwillen essen.

Mein Wunsch für mich: Die Befreiung von der Furcht und das nicht jeder Tag eine Schlacht ist um ihn auszuhalten.