Als Kind war es für mich und meine Schwester normal bei unseren Großeltern väterlicherseits zu übernachten und wir hatten auch ein sehr gutes Verhältnis zu Ihnen. Mein „Opa“ engagierte sich im Schützenverein und war auch in einer Schrebergartensiedlung sehr beliebt. Er kam gut mit Kindern aus und war für jeden Spaß zu haben, so dass wir uns immer freuten, wenn wir dort schlafen durften.

Dies änderte sich für mich in einer Nacht, als ich gerade zur Grundschule ging…
Mein „Opa“ legte sich an diesem Abend sehr viel näher zu mir, als er es bis dahin getan hatte, was jedoch noch nicht weiter schlimm war. Er sagte, er wolle einfach nur ein bisschen mit mir kuscheln bis wir schlafen würden, weil er mich so lieb hätte. Als ich kurz davor war einzuschlafen, hörte ich ihn jedoch stöhnen und merkte plötzlich wie er begann sein Genital an meinem Po zu reiben. Ich sagte ihm, dass sich das nicht schön anfühle und er aufhören solle, da es mir unangenehm war. Er meinte jedoch nur: „Stell Dich doch nicht so an – Opa hat Dich eben ganz doll lieb und ich bin ja auch gleich fertig!“ Ich versuchte mich weg zu drehen und sagte ihm immer wieder er solle aufhören; doch das tat er erst, als er zum Orgasmus gekommen war. Er wischte das Bett mit einem Handtuch ab und meinte jetzt könne ich ja ruhig schlafen. Ich wollte meinen Vater nicht verletzten und wusste eigentlich auch gar nicht so richtig was passiert war, weshalb ich mit niemandem darüber redete. Dies wiederholte sich nun jedesmal, wenn wir bei Oma und „Opa“ schlafen sollten. Meine Vorfreude wurde immer weniger, da ich zwar gerne Zeit mit Ihnen verbrachte, doch auch genau wusste, was „Opa“ nachts mit mir machen würde. Er wurde von mal zu mal wilder und wollte nun auch immer öfter, dass ich sein Genital anfassen solle; das täten kleine Mädchen, die ihren Opa liebten. Außerdem setze er mich zunehmend emotional unter Druck mit Aussagen wie:“Soll ich Papa und Mama etwa fragen, wieso Du mich nicht mehr so doll lieb hast?“ oder „Wenn Du nicht mit Opa kuscheln willst, wird Oma aber sehr traurig. Ich glaubte ihm und wollte nicht, dass Oma, Papa oder Mama traurig würden, weil ich „Opa „ nicht mehr lieb hätte.

Als ich merkte, dass mich das nächtliche „Treiben“ des Vaters meines Vaters zu sehr belastete (ich war fast neun Jahre alt), sagte ich meinen Elter ich wolle nicht mehr bei Oma und „Opa“ schlafen; meine Schwester schloss sich mir an, worüber ich sehr froh war, da ich dachte, dann könne er sowas nicht mit ihr machen .Meine Eltern glaubten wir fühlten zu alt, um noch bei den Großeltern zu übernachten; meine Schwester sagte mir zu diesem Zeitpunkt, dass er auch sie zu sexuellen Handlungen gezwungen hatte und wir redeten darüber. Ich versprach ihr, dass er so etwas nie mehr mit ihr machen würde. Dieses Versprechen hielt ich auch, bezahlte dafür aber auch einen Preis…

Jedes mal, wenn er mit mir alleine war, brachte er mich durch emotionale Erpressung („sonst werden Mama und Papa traurig, weil Du Opa nicht lieb hast“ oder „Sonst kuschel ich nur noch mit Deiner Schwester!“) dazu, dass er sich weiterhin an mir reiben und sich damit befriedigen konnte und wenn er fertig war sagte er nun meistens: “Hier dafür, dass Du so lieb zu mir warst, bekommst Du auch ein paar Süßigkeiten…“. Ich aß sie nie, weil mir bei dem Gedanken, wie ich sie mir „verdient“ hatte schlecht wurde. Meistens warf ich sie einfach weg…

Ich ertrug das was er mit mir machte vor allem mit dem Wissen, damit meine kleine Schwester vor ihm zu schützen und es blieb noch so bis ich 12 Jahre alt war, wobei ich immer mehr darauf bestand, nicht mit ihm allein zu sein (immer unter anderen Vorwänden), so dass sich die Gelegenheiten für ihn immer weiter reduzierten. Als ich 12 Jahre alt war und fest stand, dass er krebsbedingt nicht mehr lange leben würde, hörte es auf, doch ich trug dieses „Geheimnis“ weiterhin mit mir herum, ohne mit jemandem – außer ganz selten mit meiner Schwester – darüber zu reden.

Mit 13 schrieb ich dann einen Brief an einen Freund, als es mir richtig schlecht ging, worin ich auch andeutete was der Vater meines Vaters mit mir gemacht hatte und durch das beherzte Handeln seiner Eltern, erfuhren meine Eltern was die ganzen Jahre geschehen war…

An diesem Abend hörte ich meinen Papa zum ersten mal weinen und das tat mir sooo… weh, denn das was sein Vater mir angetan hatte, hatte ich tief in meiner Seele begraben und verdrängt. Mein Vater hat es bis heute nicht verarbeitet und meine Mutter macht sich immer noch Vorwürfe, dass sie keine Warnsignale erkannt hat und mich wie sie mir selbst mal gesagt hat “nicht beschützen konnte“: Sie ist der Ansicht zu dieser Zeit „versagt“ zu haben, doch ich habe auch kaum Andeutungen gemacht und mir auch deswegen lange selber Schuld an dem Geschehenen gegeben. Heute weiß ich, mich traf keine Schuld!

Man sollte meinen nun hätte ich mich in Therapie begeben und meine Seele hätte zur Ruhe kommen können, doch dem war nicht so. Ich sprach sehr viel darüber was passiert war: mit meiner Mutter, die sich nach außen sehr stark gibt und mir nie den Eindruck gab, es sei zu viel für sie und mit meinem Opa mütterlicherseits, der immer eine unheimlich wichtige Bezugsperson für mich war. Außerdem sprach ich mit Freunden, doch es kam als ich 13 war, obwohl er tot war immer wieder hoch, da ich nun ständig von einem Jungen in der nahen Umgebung belästigt wurde, der auch mehrfach versuchte mir in den Ausschnitt oder in die Hose zu fassen. Ich war jedoch trotz dessen was mir bereits passierte war selbstbewusst genug mich zur Wehr zu setzen und als ich ihm mit einer Anzeige drohte, versuchte er es auch nicht mehr.

Meine nun begonnene „Therapie“ bestand darin mit Freunden und meiner Familie über die Taten meines „Opas“ zu sprechen, alles was mir durch den Kopf ging aufzuschreien (ich führe noch heute Tagebuch, man könnte also sagen, meinte Therapie fand nie ein Ende) und zu zeichnen. Es hat lange gedauert bis ich fast emotionslos darüber sprechen (dies meint, dass ich darüber sprechen kann ohne, dass ich weinen müsste oder ähnliches, doch meine Verachtung ihm gegenüber steht mir dann deutlich ins Gesicht geschrieben) konnte. Ich habe es verarbeitet, weil ich mich immer wieder damit auseinander gesetzt habe, doch es hat mich auch geprägt…

Drei Jahre hatte meine Seele nun Ruhe und es ging mir auch wieder soweit gut. Ich dachte ich hätte einen sehr lieben Freund, der nicht so wild auf Sex sei, doch das war ein Irrtum!
Er wollte unbedingt mit mir schlafen, doch als er immer mehr merkte, dass ich noch nicht bereit dazu war, meinte er ich solle mich nicht so anstellen, das erste mal sei das schlimmste mal und dann hätte ich es ja “hinter mir”. Er warf mich also aufs Bett, hielt mich gewaltsam fest, öffnete meine Jeans, zog mir den Schlüpfer runter, drang in mich ein und vergewaltigte mich. Ich versuchte mich zu wehren, doch er war zu stark und schreien konnte ich auch nicht, da er mir den Mund zu hielt, wodurch ich nur “stumme Schreie” hervor bringen konnte!  Danach zog er sich an und wollte sich für den nächsten Tag mit mir verabreden. Ich schrie ihn an, was für ein Schwein er sei und ich wolle ihn nie wieder sehen. Auch das versuchte ich zu verdrängen, doch da er pausenlos vor unserem Haus saß und mich verfolgte sobald ich das Haus verließ, war das gar nicht so einfach…Obwohl er mich sogar bedrohte (ich hatte Angst vor ihm) wurde mir von der Polizei gesagt, man könne nichts unternehmen.

Nach einem Jahr zwang er meine kleine Schwester dazu seinen Penis in den Mund zu nehmen. Er hielt ihren Kopf fest, so dass sie ihn ungewollt oral befriedigte. Dies war für mich Anlass Anzeige zu erstatten, doch die Vergewaltigung war verjährt uns wurde eine Psychologin geschickt, die ein Gutachten erstellen sollte und beide Verfahren wurden später mangels Beweisen eingestellt. Er ist immer noch auf freiem Fuß, verheiratet und hat soweit ich weiß heute zwei Kinder… Ein „toller“ Vater! Nach etwas mehr als einem Jahr, verzog er, doch an Ruhe war noch immer nicht zu denken…

Nicht ganz ein Jahr später mit 17 wurde ich von einem Bekannten meines damaligen Freundes in eine Garage gezogen und dort vergewaltigt. Die Reaktion meines damaligen Freundes: „Du Schlampe, vögelst auch mit jedem rum!“ Er machte noch am selben Tag Schluss und sagte später für den Täter aus! Ich ging am Tag nach der Vergewaltigung zur Polizei, die meine Aussage aufnahm. Wieder wurde das Ermittlungsverfahren mangels Beweisen eingestellt.

Meine Therapie: Tagebuch schreiben und ganz viel zeichnen. Ich wollte meine Mutter nicht erneut belasten, doch diesmal sprach ich privat auch mit einer Therapeutin, die mir in den kommenden Jahren sehr bei der Bewältigung half.

Ich bin heute glücklich verheiratet und habe einen Sohn, doch ich bin Männern gegenüber immer sehr misstrauisch und brauche sehr lange, um eine tiefe und vertrauensvolle Beziehung zu anderen Menschen einzugehen, weshalb ich kaum Freunde habe. Ich zeichne immer noch sehr viel, schreibe nach wie vor Tagebuch und rede sehr viel über meine Gefühle, mein Sexleben ist normal und ich bin glücklich. Ich verhalte mich in manchen Situationen aber auch wie ein kleines Kind; so liebe ich es Seifenblasen hinter her zu schauen oder in Regenpfützen zu springen und ich gehe im Herbst auch immer noch unheimlich gerne durch gefallenes Laub. Wenn jemand sehr laut wird, mache ich mich klein und nehme ein Schutzhaltung ein und auf Nähe durch fremde Personen reagiere ich durch weg gehen, aber mein Mann akzeptiert das und ist immer für mich da und er ist mir eine sehr große Stütze!
Ich engagiere mich für den Kinderschutz und gegen Kinderschänder und bin froh meine Geschichte so gut verarbeitet zu haben.

Zu meiner Oma habe ich immer noch ein sehr gutes Verhältnis und zu meinen Eltern auch, doch ich weiß, dass es meine Mutter bis heute belastet (sie hat es verarbeitet), insbesondere, da sie selbst mal zum Opfer wurde, doch mein Vater und meine Oma haben es verdrängt, nie wirklich verarbeitet und tief in ihren Seelen begraben und das tut mir weh. Meine Schwester hat das erlebte auch nie verarbeitet und leidet bis heute, ohne es selber zu merken. Sie hat kaum Kontakt zur Familie und eher oberflächliche Freundschaften, will sich aber auch nicht helfen lassen.
Ich hoffe nur, dass auch meine Schwester, mein Vater und meine Oma irgendwann verarbeiten können was uns passiert ist und ihre Seelen zur Ruhe kommen können.