Geistliche, die Kinder missbrauchen, sind nicht zwingend pädophil. Zu diesem Schluss kommt ein Gutachten im Auftrag der katholischen Kirche. Betroffene forderten eine kirchenunabhängige Aufarbeitung. Von Gernot Facius

…Betroffene kritisieren interne Untersuchungen

Der Gründer und Vorsitzende des Netzwerks Betroffener von sexualisierter Gewalt (netzwerkB), Norbert Denef, forderte eine unabhängige Kommission zur Aufklärung der sexuellen Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche. Nur so könne den Opfern Gerechtigkeit widerfahren, sagte Denef. In einem solchen Gremium müssten kirchenunabhängige Mitglieder den Missbrauch in der Kirche systematisch aufarbeiten. „Man würde ja auch nicht die Mafia bitten, ihre eigenen Verbrechen aufzuklären“, sagte Denef mit Blick auf die kircheninternen Untersuchungen.

Überdies brauche man eine Melde- und Anzeigepflicht bei Missbrauchstaten von Priestern. Damit könne eine strafrechtliche Verfolgung der Verbrechen sichergestellt werden. Außerdem sollte die Kirche auf die gesetzlich verankerte Verjährung der Taten verzichten, da viele der Opfer Jahre oder gar Jahrzehnte brauchen, um ihr Schweigen über das Erlittene zu brechen.

„Ich will ein klares Schuldeingeständnis“

„Es geht mir nicht darum, die Kirche kaputt zu machen“, sagte Denef. Bislang aber werde für die Opfer sexuellen Missbrauchs nichts getan. Das Angebot der Kirche, jedem Betroffenen 5000 Euro zu zahlen, sei „ein billiges Freikaufen aus der Verantwortung“. Das Leben der Missbrauchten sei aber in aller Regel nachhaltig zerstört, sie lebten zumeist am Existenzminimum.

Neben Geld brauche es vor allem ein klares Bekenntnis zur Verantwortung. „Ich will ein klares Schuldeingeständnis der Kirche“, sagte Denef, der in seiner Kindheit selbst über Jahre von einem Pfarrer missbraucht worden war. Stattdessen spekuliere die Kirche auf eine kurze Aufmerksamkeitsspanne für das Thema in der Öffentlichkeit und habe kein echtes Interesse daran, reinen Tisch zu machen.

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