Kirche Die Empörung über die verschobene Aufklärung des Missbrauchsskandals bei den Katholiken verdeckt: Auch die Politik ist bisher untätig geblieben

Vielleicht war Christian Pfeiffer einfach blauäugig, als er sich im Juli 2011 über den einstimmigen Beschluss der deutschen Bischöfe freute: „Es war ein sehr langsamer Prozess“, sagte der Hannoveraner Kriminologe damals, „es gab Ängste und wir mussten Vertrauen gewinnen.“ Doch schließlich war er davon überzeugt, dass die Bischöfe ihm und seinem Team freie Hand lassen würden, um das Ausmaß sexuellen Missbrauchs im Bereich der katholischen Kirche „ohne Scheuklappen“ zu untersuchen….

…Aus diesem Grund zeigen sich Opferorganisationen und Betroffene wenig überrascht, dass die katholische Kirche dem „widerspenstigen“ Professor nun den Auftrag gekündigt hat. Norbert Denef, Sprecher eines Netzwerkes von Betroffenen, sieht seine Befürchtungen bestätigt: „Das Modell“, sagte er der Frankfurter Rundschau, „konnte auf Basis einer freiwilligen Selbstverpflichtung einfach nicht funktionieren“. Viele Opfer hätten von Anfang an kein Vertrauen in die Institution Kirche gehabt. Ähnlich sieht es Miguel Abrantes Ostrowski, Autor des Buches Sacro Pop. Ein Schuljungen-Report: „Ich habe nicht an die Selbstaufklärung der katholischen Kirche geglaubt.“…

…So macht sich die katholische Kirche wieder einmal zur leichten Beute der öffentlichen Empörung, in die Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) gerne einstimmt. Über dem Grollen gegen die Bischöfe lässt sich nämlich leicht vergessen, dass sie es war, die am Runden Tisch die Selbstverpflichtung der Institutionen zur Aufklärung durchgesetzt hat. Das ist, beklagte Denef vom Netzwerk Betroffener schon damals, als ob man die Mafia beauftrage, ihre Verbrechen zu untersuchen….

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