Offener Brief an Grünen-Spitzenkandidaten Göring-Eckardt (als PDF herunter laden)

Sehr geehrte Frau Göring-Eckardt,

Ich habe Ihr Interview in Spiegel online vom 17. September 2013 gelesen.

Sie werden dort zitiert: „Sehr geehrte Frau Bär, sollte es Ihnen tatsächlich um Nulltoleranz gegenüber Kindesmissbrauch und Gewalt gegen Kinder gehen, schlage ich Ihnen gern eine gemeinsame Aufarbeitung der Geschichte der letzten Jahrzehnte des vergangenen Jahrhunderts vor.“

Eine Aufarbeitung und wie diese aussehen könnte, hat ja mehrfach netzwerkB gefordert. Hier müssen Sie einfach nur mit der Aufarbeitung beginnen.

Ich bin sehr erstaunt über Ihre Kritik. Denn Ihre Parteifreundin, Frau Ministerin Steffens in NRW verhindert, dass Ärzte sich bei Verdacht auf Kindesmisshandlung interkollegial austauschen dürfen. Ihre Partei hat explizit darauf bestanden, dass Bundesländer auf keinen Fall die Erlaubnis bekommen, gestalterisch zum Wohle der Kinder tätig zu werden.

Die Landes CDU NRW hat im Landtag NRW einen Antrag eingebracht, dass Ärzte sich in NRW bei Verdacht auf Kindesmisshandlung austauschen dürfen. Frau Ina Scharrenbach wurde bei der Landtagsdiskussion sehr kompetent von Herrn Hafke, FDP unterstützt. Trotz Weigerung von Frau Ministerin Steffens wurde der Antrag in 2 Ausschüsse verwiesen.

Da Sie und Ihre Partei es bisher versäumt haben, gegen Gewalt für Kinder einzutreten, versucht dies nun die Landes CDU NRW am 10. Oktober 2013. An diesem Tag findet zu diesem Thema eine Experten-Anhörung im Düsseldorfer Landtag statt. Wenn Sie es ernst meinen, nicht nur die Vergangenheit aufzuarbeiten, sondern auch für die Rechte der Kinder in Zukunft einzutreten, dann sollten Sie Ihre Ministerin Steffens davon überzeugen, dass sie dem interkollegialen Austausch von Ärzten bei Verdacht auf Kindesmisshandlung in NRW zustimmt.

Es gibt auch einen Antrag auf Rederecht für einen betroffenen, Herrn Norbert Denef im Landtag NRW für den 10.10.2013. Es würde den Grünen und auch der SPD gut anstehen, wenn beide Parteien dem Antrag zustimmen würden.

Für mich ist diese Diskussion, ob Ärzte sich bei Verdacht auf Kindesmisshandlung überhaupt interkollegial austauschen dürfen, sowie der Widerstand Ihrer Partei im Landtag unfasslich. Damit Sie sich zu dem Thema informieren können, empfehle ich Ihnen die wichtigen Informationen auf www.riskid.de zu lesen.

Sollte Ihre Partei und Frau Steffens am 10. Oktober 2013 den Antrag der Landes CDU NRW, dass sich Ärzte bei Verdacht auf Kindesmisshandlung interkollegial austauschen dürfen, ablehnen, dann werde ich Sie an Ihr Interview vom 17.09.2013 erinnern und bundesweit Ihren Rücktritt fordern. Denn dann bin ich nicht bereit, mit meinen Steuern Ihre Abgeordnetenrente zu finanzieren.

Hochachtungsvoll Hannelore Thomas

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