(Foto: Straßenkünstler in Rom)

Papst Franziskus hat die Opfer von Kindesmissbrauch durch Priester in der katholischen Kirche um Vergebung gebeten. „Ich fühle mich berufen, mich der Sache anzunehmen, des Bösen, das einige Priester getan haben (…), und um Vergebung zu bitten, für den Schaden, den sie angerichtet haben, für den sexuellen Missbrauch an Kindern“, sagte der Pontifex am Freitag bei einem Treffen mit Kinderschützern im Vatikan.

Auf den ersten Blick wirkt Papst Franziskus fortschrittlich und realistisch. Das bisherige Ergebnis spricht jedoch eine andere Sprache.

Norbert Denef, Sprecher des Netzwerks Betroffener von sexualisierter Gewalt e.V., kurz netzwerkB, nimmt hierzu wie folgt Stellung:

Nach wie vor verweigert die römisch-katholische Kirche den Schritt, auf die Opfer und ihre Angehörigen zuzugehen, ihnen Anerkennung zuteil werden zu lassen, ihnen Hilfe bei der Aufklärung zu gewähren, die medizinisch erforderliche Unterstützung zu ermöglichen und die Entschädigungen zu leisten, die für den tatsächlichen Schaden im Leben der Betroffenen einen Ausgleich bringen würden.

Die verantwortlichen Täterschützer der katholischen Kirche werden nach wie vor nicht zur Rechenschaft gezogen. Und die Täter selbst – sofern sie überhaupt ermittelt werden – sind in vielen Fällen durch die bestehenden Verjährungsfristen für sexuelle Straftaten geschützt.

Laut einer repräsentativen Umfrage von infratest dimap meinen 86 Prozent der Deutschen, Verjährungsfristen für Sexualstraftaten an Minderjährigen sollten aufgehoben werden. Das Volk spricht hier eine klare Sprache. Politik und Kirche hinken hinterher. Die Kirche sollte hier eine Vorreiterrolle übernehmen – und nicht versuchen, der Gesellschaft mit leeren Worten, so wie es Papst Franziskus auch am vergangenen Freitag wieder einmal getan hat, zu suggerieren, dass sie angeblich etwas für die Opfer tut. So lange diese mit 5.000 Euro abgespeist und nicht angemessen entschädigt werden, die Täter und Täterschützer aber von Kirche und Staat nicht zur Rechenschaft gezogen werden, kann von einer Aufarbeitung nicht die Rede sein.

Papst Franziskus möge handeln und nicht von Vergebung reden – das erwarten die Opfer.

Akt der Versöhnung – N. 555.086

86% der Deutschen für Aufhebung von Verjährungsfristen

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