Ein Lehrer in Darmstadt soll jahrelang insgesamt Hunderte Jungen missbraucht haben. Jahrzehnte nach den Verbrechen melden sich ehemalige Schüler zu Wort.

Jahrzehntelang hat ein Lehrer in Darmstadt Schüler missbraucht. Am heutigen Mittwoch treffen sich Betroffene in Wiesbaden mit Kultusminister Alexander Lorz (CDU). Sie fordern eine „lückenlose Aufklärung der Verbrechen an der Elly-Heuss-Knapp-Schule“, die damals noch Grund- und Hauptschule war. Bei sexuellem Missbrauch dürfe die gesetzliche Aufklärungspflicht nicht verjähren. Pädophilen Lehrern müsse unbürokratisch geholfen werden. „Wir wollen nicht stigmatisieren, wir wollen Verbrechen verhindern!“, schreiben sie auf ihrer Webseite.

Die „Bürgerinitiative Sexueller Missbrauch an der Elly-Heuss-Knapp-Schule“ macht dort öffentlich, welches Leid Erich Buß, Jahrgang 1928, ihnen angetan hat. Hunderte Männer seien Opfer des Lehrers gewesen, der knapp 40 Jahre im Schuldienst stand. Zum Zeitpunkt der Verbrechens seien sie Kinder im Alter zwischen sechs und 15 Jahre gewesen.

Viele Fälle waren bereits verjährt, als Buß – bereits im Ruhestand – im Jahr 2005 wegen 15 Fällen zu vier Jahren Haft und anschließender Sicherheitsverwahrung verurteilt wurde. 2008 starb der Mann, dessen Tagebücher aus den Jahren 1961 bis 1975 die Bürgerinitiative ausgewertet hat. Auf der Homepage hat sie Passagen veröffentlicht und kommentiert. „Die Kinder, die er unter seine ,Fittiche‘ nimmt, kommen meist aus zerrütteten Verhältnissen und suchen bei ihm oft den väterlichen Ersatz“ heißt es dort. Mit großem Aufwand habe Buß daran gearbeitet, das Vertrauen der Eltern zu gewinnen. „Er gibt sich als großer Gönner, als Helfer in der Not, die verständnisvolle Schulter zum Ausweinen für die frustrierten Mütter und Ehefrauen.“ Keine Spur von Selbstkritik sei den Aufzeichnungen zu entnehmen.

Strafrechtlich sind Taten verjährt
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