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Foto: München Kirchentag 2010 – am Rednerpult Pater Klaus Mertes, v. m. Norbert Denef)

netzwerkB Pressemitteilung vom 06.02.2017

Während einer Veranstaltung beim ökumenischen Kirchentag in München, am 14.05 2010  als Pater Klaus Mertes zum Thema „Missbrauch“ sprach, hat der Vorsitzende von netzwerkB, Norbert Denef, seine Stimme für die vielen im Netzwerk Betroffener von sexualisierter Gewalt erhoben und lautstark gefordert:

„Beenden Sie diese Veranstaltung. Es ist ein Lügentheater. Treten Sie ab. Sie haben versagt.“

Seitdem sind bald sieben Jahre vergangen. Eine Aufarbeitung der Verbrechen in der katholischen Kirche wird nach wie vor in Deutschland verhindert – unterstützt durch Politik und einer Justiz, die lieber die Augen verschließen wenn es um Gerechtigkeit geht.

In Australien hat die Justiz erschreckende Tatsachen öffentlich gemacht.

Die nun veröffentlichte Studie einer staatlichen Untersuchung durch eine Royal Commission, die auf höchster Ebene durch die australische Justiz geführt wird, hat 4500 Fälle von ‘sexuellem Missbrauch‘ von Kindern in den letzten 30 Jahren in mehr als 1000 kirchlichen Institutionen dokumentiert.

„Täter wurden von der einen in die andere Kirchengemeinde versetzt, statt sie zur Rechenschaft zu ziehen. So konnten sie ungehindert weitermachen, in einigen Fällen taten sie dies jahrzehntelang.“

Der Vorsitzende von netzwerkB, Norbert Denef, nimmt dazu wie folgt Stellung:

Auch in Deutschland wurden die Täter in andere Gemeinden versetzt. Die Kardinäle und Bischöfe haben zu verantworten, dass aus Einzeltäter Serientäter wurden.

Uns von netzwerkB liegt beispielhaft ein Fall vor, der diese von uns erhobenen Vorwürfe gegen die katholische Kirche eindeutig nachweist. Der Fall ist dokumentarisch festgehalten; schriftliche Tätergeständnisse liegen vor.

Bereits mehrfach haben wir den Bischof von Magdeburg, Dr. Gerhard Feige, der für den vorliegenden Fall Verantwortung trägt, gebeten, uns bei der Aufarbeitung zu unterstützen. Bischof Feige schweigt.

Den Missbrauchsbeauftragten der Deutschen Bischofskonferenz Dr. Stephan Ackermann haben wir ebenfalls um Aufarbeitung gebeten. Auch Bischof Ackermann schweigt.

Liebe Vertreter von Presse, Funk und Fernsehen,

Sie haben uns in den vergangen Jahren immer wieder unterstützt, haben uns eine Stimme gegeben wo andere uns lieber wieder mundtod machen wollten.

Auch wenn es darum ging, der Politik zu verdeutlichen, dass es an der Zeit ist, das Schweigen zu beenden und gegen diese abscheulichen Verbrechen endlich etwas zu unternehmen, gaben Sie uns eine Stimme und haben darüber berichtet.

Leider hat das alles nicht viel gebracht, denn:

  • Kardinäle, Bischöfe und sonstige Würdenträger schweigen nach wie vor, haben nicht das geringste Interesse an Aufarbeitung.
  • Die Politik hat mit einem ‚Missbrauchsbeauftragten‘, der keinerlei Kompetenzen hat, sondern nur als Papiertiger auftreten kann, in der Gesellschaft für Ruhe gesorgt.
  • Die Justiz denkt nicht daran und ist auch rechtlich von der Politik nicht dazu befugt, die Verbrechen von damals aufzuklären.

Die Worte beim Kirchentag in München, im Mai 2010, treffen leider auch heute zu:

„Beenden Sie diese Veranstaltung. Es ist ein Lügentheater. Treten Sie ab. Sie haben versagt.“

Weiterführende Informationen:

SRF 06.02.2017 – Untersuchung in Australien:
http://www.srf.ch/news/international/sieben-prozent-der-katholischen-geistlichen-missbrauchten-kinder

ARD Brisant 14.05.2010 – Ökumenischer Kirchentag in München:
https://youtu.be/GEPjxAul2TA

Brief an Bischof Ackermann vom 23.09.2016:
http://netzwerkb.org/wp-content/uploads/2016/11/2016-09-23_an-Bischof-Ackermann.pdf

Für Rückfragen:
netzwerkB – Netzwerk Betroffener von sexualisierter Gewalt e.V.
Telefon: +49 (0)4503 892782 oder +49 (0)160 2131313
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