netzwerkB Pressemitteilung vom 27.03.2017

Die Päpstliche Beraterkommission gegen sexuellen Missbrauch von Kindern in der Katholischen Kirche will nach dem Rückzug aller Opfer-Vertreter mit ihrer Arbeit fortfahren.

Das irische Missbrauchsopfer Marie Collins hatte unter Protest als letzte Vertreterin der Betroffenen sich aus der Kommission zurückgezogen, weil die Kongregation für Glaubenslehre ihre Vorschläge für den Schutz von Kindern ignoriere.

Der Vorsitzende von netzwerkB, Norbert Denef, nimmt dazu wie folgt Stellung:

Der Rücktritt von Marie Collins hätte den Chef der katholischen Kirche, Papst Franziskus, veranlassen können, sich auf die Seite der Opfer zu stellen und die angebliche Beraterkommission für gescheitert zu erklären.

Stattdessen müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass der Protest von Collins ignoriert wird und das verlogene Scheintheater der Päpstlichen Beraterkommission weiter geht.

Wie der Herr, so’s Gescherr, sagt der Volksmund und drückt damit das aus, was seit vielen Jahren auch im Bistum Magdeburg geschieht:

Der Bischof von Magdeburg, Dr. Gerhard Feige, wurde 2003 über die sexualisierten Verbrechen an Kindern und Jugendlichen des Pfarrers Alfons Kamphusmann in Kenntnis gesetzt. In sieben verschiedene Gemeinden hatten seine Vorgänger diesen Pfarrer immer wieder versetzt, um die Verbrechen zu verschweigen, verleugnen und zu vertuschen.

Auch Bischof Feige ist seit 2003 diesen Weg des Verschweigens gegangen, in dem er das Opfer, das den Mut hatte über das Erlebte zu sprechen, versuchte mit 25.000 Euro zum Schweigen zu bringen. „Entweder Sie schweigen oder Sie bekommen kein Geld“, so hieß es damals.

Das Opfer lehnte ab zu schweigen und nahm den Kampf mit dem Bistum Magdeburg auf. Nach zwei Jahren zermürbender Auseinandersetzung, bis hin zum Selbstmordversuch des Opfers, hat das Bistum Magdeburg auf die Schweigeklausel verzichtet. Der SPIEGEL hat im Dezember 2005 ausführlich darüber berichtet.

Eine Aufarbeitung der Verbrechen des Serientäters Alfons Kamphusmann lehnt Bischof Feige nach wie vor ab. Wir von netzwerkB haben ihn diesbezüglich mehrfach darum gebeten. Auch den Missbrauchsbeauftragten der Deutschen Bischofskonferenz Bischof Ackermann haben wir mit Schreiben vom 23.09 2016 um Unterstützung gebeten. Bis heute haben wir von beiden Bischöfen keine Antwort erhalten.

Anstatt die Verbrechen aufzuarbeiten, verschweigen, verleugnen und vertuschen nach wie vor auch deutsche Bischöfe – ignorieren die Opfer wie es der Vatikan vormacht.

Weitere Informationen:

SPIEGEL ‘Verirrte Hirten’ 5.12.205:
http://netzwerkb.org/2005/12/05/413/

Schreiben Bischof Feige, Bischof Ackermann 23.09.2016:
http://netzwerkb.org/wp-content/uploads/2017/03/2016-09-23_an-Bischof-Feige.pdf

Für Rückfragen:
netzwerkB – Netzwerk Betroffener von sexualisierter Gewalt e.V.
Telefon: +49 (0)4503 892782 oder +49 (0)160 2131313
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