netzwerkB Pressemitteilung vom 21.11.2018

Bistum Magdeburg hat Schuld an Krebserkrankung – Norbert Denef fordert eine Million Euro Schadenersatz

Der Vorsitzende von netzwerkB, Norbert Denef, nimmt zu seiner Krebserkrankung wie folgt Stellung:

Erst kürzlich wurde mir bewusst, dass mein Darmkrebs die Folge meiner Missbrauchs-Problematik ist.

Mein Hausarzt hat mich in den vergangenen Jahren immer wieder gedrängt, eine Darmspiegelung machen zu lassen. Ich sei stark gefährdet, weil mein Vater mit 56
Jahren an Darmkrebs gestorben ist.

Wegen der sexualisierten Gewalt war es mir undenkbar, jemanden in meinen Hintern schauen zu lassen.

Ich lehnte deshalb permanent eine solche Untersuchung ab.

Als Kind wurde ich sechs Jahre lang von einem Priester vergewaltigt.

Der damalige Bischof von Magdeburg, Dr. Friedrich Maria Rintelen, hat den Serientäter Pfarrer Alfons Kamphusmann immer wieder in dem Wissen versetzt, dass dieser Kinder missbrauchte.

Es waren sieben verschiedene Gemeinden!

Das Bistum Magdeburg hat die Verbrechen bewusst verschwiegen, verleugnet, vertuscht – und mit verschuldet.

Mit vorsorglicher Darmspiegelung lässt sich Darmkrebs fast zu 100% vermeiden.

Durch rechtzeitiges Entfernen von Darmpolypen können über 80% aller Darmkrebserkrankungen verhindert werden.

Da mich die posttraumatische Belastungsstörung in Folge der Missbrauchs-Problematik blockierte, kam keine Darmspiegelung für mich in Frage.

Schuld am Ausbruch meiner Krebserkrankung trägt also das Bistum Magdeburg.

Vom Bistum Magdeburg fordere ich daher eine Million Euro Schadensersatz.

Für Rückfragen:
netzwerkB – Netzwerk Betroffener von sexualisierter Gewalt e.V.
Telefon: +49 (0)4503 892782 oder +49 (0)160 2131313
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Nachfolgend mein Schreiben vom 20.11.2018 an das Bistum Magdeburg mit der Schadensersatzforderung (als PDF herunterladen):

Sehr geehrter Herr Bischof Feige,

wie ich Ihnen bereits mitgeteilt habe, wurde bei mir vor einem Jahr Mastdarmkrebs diagnostiziert.

Im März und April diesen Jahres habe ich 6 Wochen Bestrahlung und 8 Wochen Chemotherapie über mich ergehen lassen müssen. Unvorstellbare, unmenschliche Krämpfe, Schmerzen und unkontrollierte Stuhlgänge haben mich tagsüber und in der Nacht begleitet.

Total geschwächt und abgemagert hatte ich im Mai eine sogenannte Erholungsphase, um mich für die Operation vorzubereiten.

Am 1. Juni 2018 wurde ich dann in der Schön Klinik Neustadt von Prof. Schimmelpenning operiert. Mein Mastdarm-Krebsgeschwür (5 cm über dem Anus, 7,5
cm lang und 2,5 cm dick in der Darmwand eingewachsen) wurde entfernt, zusätzlich noch 10 Lymphknoten. Ein künstlicher Darmausgang musste gelegt werden, um die Heilung der Narbe am Dickdarm nicht zu gefährden.

In Vorgesprächen mit Prof. Schimmelpenning erwähnte ich meine Missbrauchs-Problematik und signalisierte ihm, dass ich auf Grund dessen nicht mit Männern in einem Zimmer schlafen könne und deshalb für mich nur ein Einzelzimmer in Frage kommen würde.

Durch meinen Hausarzt, der mich die letzten 10 Jahre begleitet hat, war er bereits darüber informiert.

Ich werde Sie unterstützen und entsprechend alles veranlassen, sagte mir Prof. Schimmelpenning vertrauensvoll.

Als ich auf der Intensivstation nach der Operation aufwachte, hatte ich unerträgliche Schmerzen und eine große Menge an restlichem Stuhl ergoss sich um mich herum.

Weil ich dort nicht alleine in einem Zimmer war, sondern neben mir ebenfalls ein frisch operierter Mann lag, bekam ich wegen meiner Missbrauchs-Problematik
panische Angstzustände.

Dies teilte ich der diensthabenden Ärztin mit und verwies darauf, dass ich von Prof. Schimmelpenning die Zusage eines Einzelzimmers hätte. Ein Einzelzimmer sei auf der Intensivstation nicht möglich sagte sie, aber sie werde schauen, was möglich sei.

Kurze Zeit später kam die Ärztin zurück und sagte, dass man mich, obwohl geplant gewesen sei, dass ich einige Tage wegen der großen Operation auf der Intensivstation überwacht werden sollte, auf Station in ein Einzelzimmer verlegen könnte. Es sei mit der Station abgesprochen, dass ich auch dort 24 Stunden überwacht würde.

So kam ich rasch auf Station 49, unter der Regie von Prof. Schimmelpenning.

Da mich meine Frau rund um die Uhr immer begleitet hat, sie selber früher als Krankenschwester gearbeitet hatte, war auf meinen Wunsch hin schnell geklärt,
dass sie in meinem Zimmer mit übernachten durfte. Prof. Schimmelpenning hat diesbezüglich eine Ausnahmegenehmigung erwirkt.

Ohne meine Frau hätte ich nicht überlebt – sie hat mich liebevoll und aufopfernd immer wieder versucht, ins Leben zurück zu rufen.

Ich hatte mich aufgegeben und die Ärzte um Sterbehilfe angebettelt.

12 Tage und Nächte hatte ich unerträgliche Schmerzen, kein Schmerzmittel hat mehr angesprochen. Ich habe geschrien wie noch nie in meinem Leben, zwischendurch habe ich erbrochen und musste deshalb eine Magensonde gelegt bekommen. Ein Blasenkatheter war ebenfalls erforderlich, weil nichts mehr lief.

Es war die Hölle.

Ich habe mich sehr nach dem Tod gesehnt und gehofft, dass er mich erlösen würde.

Am 12. Juni, nachdem meine Entzündungswerte im Blut Alarm schlugen, musste ich mich einer Notoperation unterziehen. Weil wegen einer Undichtigkeit des Dünndarms Stuhl in mein Bauchraum floss, hatte ich eine Bauchfellentzündung bekommen. Das war auch der Grund meiner 12 Tage andauernden unerträglichen Schmerzen.

Während dieser zweiten Operation musste der künstliche Darmausgang erneut angelegt werden. Da ein Stück Dünndarm abgeschnitten werden musste, hatte dies zur Folge, dass später die Stomaversorgungsplatte permanent undicht war.

Der Stuhl im Dünndarm ist sehr aggressiv säurehaltig und greift sofort ätzend die umliegende Haut an. Höllisch brennende Schmerzen entstehen, wenn der Stomabeutel undicht wird. Der Wechsel glich dadurch einer Folter.

Bis zu fünfmal täglich und ganz besonders Nachts musste ich das ertragen.

Das folgende Video von einer Minute gibt einen kurzen Einblick vom Krebsleiden – in der Regel haben solche Aktionen ein bis drei Stunden gedauert:

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Nach vier Wochen wurde ich aus dem Krankenhaus als totaler Pflegefall entlassen. Mit einem Körpergewicht von 71 kg bin ich in die Klinik gegangen und mit 56 kg im Rollstuhl heraus gefahren.

Bei jeder Bewegung hatte ich höllische Schmerzen.

Ursprünglich waren 12 Wochen Stoma geplant. Nach 10 Wochen habe ich die Schmerzen nicht mehr ausgehalten und wurde mit dem Notdienst ins Krankenhaus gefahren. Man müsse so schnell wie möglich das Stoma rückverlegen, hieß es dort.

Prof. Schimmelpenning gab nach einer Untersuchung, ob die Wunde des Dickdarms schon gut verheilt sei, sein OK für eine Rückverlegung.

Am 10. August folgte die dritte Operation. Prof. Schimmelpenning organisierte erneut ein Einzelzimmer mit Übernachtungsmöglichkeit für meine Frau.

Das Stoma war weg und aus meinem „normalen“ Darmausgang floss es unkontrolliert, dünnflüssig in Strömen.

Mehr als 30 mal in der Nacht hat mich meine Frau frisch gewindelt. Dies bedeutete, dass ich gewaschen, ein neues Nachthemd angezogen und die Windel gewechselt werden musste, und meistens war es auch nötig, das Bett neu zu beziehen.

Bei jeder Bewegung schrie ich vor Schmerzen.

Nach einer Woche wurde ich aus dem Krankenhaus entlassen, ebenfalls wieder als totaler Pflegefall.

Viele Wochen und Monate vergingen, bis ich die ersten Gehversuche machen konnte.

Im Rollstuhl schrie ich bei den kleinsten Erschütterungen vor Schmerzen.

Aktuell ist mein Leben nur wenn ich nüchtern bin für wenige Stunden erträglich.

Sobald ich etwas esse, benötige ich eine Toilette und eine Duschmöglichkeit.

Oft bin ich stundenlang damit beschäftigt, meinen Darm zu entleeren. Starkes Brennen im Hintern ist die Begleiterscheinung.

Ganze Nächte verbringe ich im Bad.

Wenn ich mich vor Erschöpfung ins Bett lege, ist der Stuhldrang schon nach kurzer Zeit so stark, dass ich aufspringe, um schnell wieder ins Bad zu kommen. Viele Windelhosen mit zusätzlichen Einlagen verbrauche ich dabei.

Möge Ihnen diese kurze Schilderung einen Eindruck vermitteln, was hinter mir liegt und wie mein Leben nun aussieht.

Da ich seit 10.10.2017 ein sehr ausführliches Krebstagebuch führe, können Sie bei Bedarf mehr darüber erfahren.

Erst kürzlich wurde mir bewusst, dass mein Darmkrebs die Folge meiner Missbrauchs-Problematik ist.

Mein Hausarzt hat mich in den vergangenen Jahren immer wieder gedrängt, eine Darmspiegelung machen zu lassen. Ich sei stark gefährdet, weil mein Vater mit 56
Jahren an Darmkrebs gestorben ist.

Wegen der sexualisierten Gewalt war es mir undenkbar, jemanden in meinen Hintern schauen zu lassen.

Ich lehnte deshalb permanent eine solche Untersuchung ab.

Als Kind wurde ich sechs Jahre lang von einem Priester vergewaltigt.

Der damalige Bischof von Magdeburg hatte den Serientäter Pfarrer Alfons Kamphusmann immer wieder in dem Wissen versetzt, dass dieser Kinder missbrauchte.

Es waren sieben verschiedene Gemeinden!

Das Bistum Magdeburg hat die Verbrechen bewusst verschwiegen, verleugnet, vertuscht – und mit verschuldet.

Mit vorsorglicher Darmspiegelung lässt sich Darmkrebs fast zu 100% vermeiden.

Durch rechtzeitiges Entfernen von Darmpolypen können über 80% aller Darmkrebserkrankungen verhindert werden.

Da mich die posttraumatische Belastungsstörung in Folge der Missbrauchs-Problematik blockierte, kam keine Darmspiegelung für mich in Frage.

Schuld am Ausbruch meiner Krebserkrankung trägt also das Bistum Magdeburg.

Vom Bistum Magdeburg fordere ich daher eine Million Euro Schadensersatz.

Mit freundlichen Grüßen

Norbert Denef